Der Mißbrauch der Erinnerung. Zum Weltfriedenstag.

Und wenn Propagandisten Opfer ihrer eigenen Propaganda werden.

Der 1. September gilt als Weltfriedenstag weil an diesem Tag vor 84 Jahren der Zweite Weltkrieg begann. Eigentlich begann er mit dem faschistischen Putsch unter Francisco Franco einem Kolonialoffizier des spanischen Heeres und V-Mann des OKW Amt Ausland / Abwehr am 1. Oktober 1936 (Quelle „Hitlers Spionagegenerale sagen aus“ Julius Mader, Seite 224, Zeugenaussage Oberst der Wehrmacht Horst Remer, „Neue Zeit“ Moskau, Nr. 13/1946, Beilage S. 8ff) gegen die Spanische Republik.

Am 1. September 1939 überfiel das faschistische Deutschland, ohne formaler Kriegserklärung, Polen. In den frühen Morgenstunden um 5.30 Uhr begann der Angriff und um 5.40 Uhr tönte Hitlers Rede überall aus den damals allgegenwärtigen Goebbelsschnauzen.
Wehrmachtsdivisionen fielen von Ostpreußen, Pommern, Posen und der Slowakei in das Land ein. Die deutsche Luftwaffe bombardierte gezielt die Zivilbevölkerung. Dörfer und Wohngebiete in den Städten machten sie dem Erdboden gleich.

Die Wehrmachtsverbände waren personell und material der Polnischen Armee haushoch überlegen. Hinzu kamen noch logistische Fehlentscheidungen der polnischen Führung hinsichtlich der Lagerung von Munitionsvorräten, Waffen und Lebensmitteln sowie der Einrichtung von Verteidigungslinien. Die polnische Regierung floh am 17./18. September 1939 und ließ die polnische Bevölkerung und die kämpfende Armee auf sich gestellt.

In den besetzten Gebieten begannen die faschistischen Besatzer unverzüglich mit Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung. Zuerst fiel den Pogromen die polnische Intelligenz zum Opfer. Insgesamt waren 6 Millionen zivile Opfer während der gesamten Besatzungszeit zu beklagen. Das waren mehr als ein Fünftel der polnischen Gesamtbevölkerung. Eine demografische Katastrophe für das Land.

Heute erklärt man uns, Hitler und Stalin hätten im Geheimen Polen unter sich aufgeteilt. Ja mehr noch, Wikipedia spricht sogar von zwei geheimen Abkommen und darüber hinaus habe die deutsche Seite die Sowjetunion gedrängt nun doch endlich in Ostpolen einzumarschieren um die Wehrmacht zu entlasten. Geschichtsunterricht der Wertegemeinschaft eben. Wahr ist, die Sowjetunion hatte keinerlei Interesse die deutsche Armee zu entlasten.

Bei den heutigen Darstellungen der damaligen Ereignisse, geht man nur rudimentär, eigentlich fast gar nicht, auf die englischen und französischen Garantien hinsichtlich der territorialen Unversehrtheit Polens ein. Dafür hebt man deren Kriegserklärung gegenüber dem Deutschen Reich vom 3. September 1939 hervor. Die heutigen Argumentationen in der Sache über eine heimliche Aufteilung polnischen Hoheitsgebietes lenkt von der englischen und französischen Mitverantwortung am Ausbruch des zweiten Weltkrieges in vortrefflicher Weise ab.

Beide Garantiemächte hatten genug Zeit ihrem polnischen Verbündeten zu Hilfe zu eilen. Nichts dergleichen taten Sie. Halt! Nein, sie waren so mutig und warfen 18 Millionen Flugblätter über verschiedene deutsche Städte ab. Wikipedia spricht sogar von einer „sowjetischen Invasion“ in Polen. Die hat es aber so nicht gegeben. Die „Saar-Offensive“ stellte keine Entlastung der polnischen Armee dar. Und das wusste man damals genau. Die Garantiemächte England und Frankreich ließen Polen schmählich im Stich. 

Das war Verrat. Es waren England und Frankreich die der 2. Republik Polens die territoriale Unversehrtheit garantierten. Der Westen stand vor dem Scherbenhaufen seiner „Befriedungspolitik“. Geheimabkommen, Absprachen, Aufteilung Polens hin oder her, man will uns nur ablenken. War es doch der Westen der ein Dreierabkommen zur Abwehr faschistischer Aggressionen scheitern ließ.

Das war Verrat. Es waren England und Frankreich die der 2. Republik Polens die territoriale Unversehrtheit garantierten. Der Westen stand vor dem Scherbenhaufen seiner „Befriedungspolitik“. Geheimabkommen, Absprachen, Aufteilung Polens hin oder her, man will uns nur ablenken. War es doch der Westen der ein Dreierabkommen zur Abwehr faschistischer Aggressionen scheitern ließ.

Es war die Absicht der UdSSR einen Weltkrieg zu verhindern. Letztendlich zahlten 6 Millionen polnische Bürger mit ihrem Leben den Preis dafür. Allerdings, vergessen wir nicht die polnische Erklärung vom August 1939, keine sowjetischen Truppen auf ihrem Territorium zu dulden. Das war der Grund warum die englischen, französischen und sowjetischen Verhandlungen über einen Militärpakt zur Verhinderung faschistischer Aggressionen endgültig in eine Sackgasse gerieten. 

In den sowjetischen Geschichtsbüchern findet man Hinweise darauf, dass die Regierung der Sowjetunion das Deutsche Reich aufforderte seinen Vormarsch an den Grenzen Ostpolens zu stoppen. In diesen Gebieten lebten Westukrainer und Belorussen. Eingedenk des Schicksals der polnischen Bevölkerung war die Regierung der Sowjetunion außerordentlich besorgt.

Und, diese Aussage scheint eher mit dem Text des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag zu korrespondieren, weil dort gegenseitige Konsultationen zu strittigen Fragen vereinbart waren. Jedenfalls stoppte die Wehrmacht ihren Vormarsch in Ostpolen. Warum sich allerdings die Rote Armee auf eine „PR-Aktion“ in Form einer gemeinsamen Militärparade hat überrumpeln lassen, ist nicht klar.

Der Sichtweise der Wertegemeinschaft einer sowjetischen Invasion auf polnisches Hoheitsgebiet ist auch schon darum zu widersprechen, weil es sich gar nicht um polnische Gebiete handelte. Sie waren widerrechtlich durch Polen besetzt. Es betraf ukrainisches, baltisches und westbelorussisches Territorium. Von einer Aufteilung Polens kann somit keine Rede sein. Nichts fällt einfach so vom Himmel. Auch diese angeblich aufgeteilten polnischen Gebiete nicht.

Hierzu gibt es eine Vorgeschichte und die heißt „Sozialistische Oktoberrevolution 1917“. Die Revolution reichte beispielsweise bis in die durch deutsche kaiserliche Truppen nicht besetzten Teile Polens, Weißrusslands sowie des Baltikums, bis Reval (Tallin). Es gab auch dort proletarische revolutionäre Entwicklungen die zum Entstehen von Sowjetrepubliken führte. 

Lenins Dekret über den Frieden trug der damaligen schlimmen ökonomischen Situation Rußlands Rechnung. Die werktätigen Massen Rußlands wollten dringend Frieden. Die Menschen brauchten Frieden, Ruhe, Land und Nahrung. Die russische Armee war nach Kerenskis sinnloser Offensive faktisch nicht mehr existent und am 10. November 1917 musste der Rat der Volkskommissare die Demobilisierung der alten zaristischen Armee, oder dessen was davon noch übrig war, beschließen.

Russland war zu einem Separatfrieden mit Deutschland gezwungen. Bei den deutsch-russischen Friedensverhandlungen forderte Hoffmann, als Vertreter der deutschen Seite, ultimativ Teile Polens, Litauens, Estlands, Lettlands und der Ukraine sowie Weißrusslands. Rußland hatte keine andere Wahl, es musste diese räuberischen Bedingungen annehmen. Die in diesen Gebieten entstandenen Sowjetrepubliken waren dem Untergang geweiht.

Eine neue sowjetische Armee gab es noch nicht in nennenswerter Stärke. Mehr noch, am 27. August des Jahres 1918 musste Russland auch noch in die Zahlung von 6 Milliarden Reichsmark an Deutschland einwilligen. Vergessen wir nicht, Deutschland war der Verlierer des Ersten Weltkrieges! Lenin bezeichnete diesen Raubfrieden auch den „Tilsiter“ Vertrag.

Dem nicht genug, Deutschland presste aus der Ukraine eine Millionen Tonnen Getreide, Fünfhunderttausend Tonnen Fleisch, Vierhundert Millionen Eier, Fett, Flachs, Hanf und vieles mehr und legte somit den Grundstock von Hungerkatastrophen gegen die in der Ukraine lebenden Ethnien. Vielleicht wird sich eines Tages ein europäisches Parlament damit befassen und entsprechende Resolutionen verabschieden und hierüber liegt ausreichend historisches Material vor.

Nikolai Ostrowskis autobiografische Erzählung “Wie der Stahl gehärtet wurde“ beschreibt anschaulich diese Zeit und die Verbrechen jener Epoche.
Arnold Zweig berichtet autobiografisch in der Figur des Armierungssoldaten Bertin in „Die Einsetzung eines Königs“ durch Ober Ost von deutschen Machenschaften und Intrigen.   

Weiter, 8. Dezember 1919, Paris. Dort wurde eine polnisch-russische Demarkationslinie festgelegt, die die anteiligen muttersprachlichen Mehrheitsverhältnisse der betreffenden Territorien berücksichtigte. Dies geht auf den damaligen britischen Außenminister Lord George Curzon zurück, er war dann auch der historische Namensgeber. 

Wichtig dabei zu wissen, die Curzon-Linie firmiert unter den Bedingungen des Bürger- und Interventionskrieges 1919 und wurde durch Piłsudski immer weiter nach Osten verschoben. 1919 hat Polen Ostgalizien, dann 1921 Wolhynien und 1920/1922 das Gebiet Wilna militärisch okkupiert. Genau in diese Gebiete marschierte die Rote Armee am 17. September 1939 ein und nahm die Stellungen der in etwa geltenden „Curzon-Linie“ wieder ein.

Es war nichts Anderes als das, dass im Wesentlichen die seit 1919 geltende Demarkationslinie wieder hergestellt wurde. Mit Nichten eine heimliche Aufteilung Polens. Jedenfalls hatte die einheimische Bevölkerung unter der Besatzung der polnischen Pans genug zu ertragen. Die Rote Armee wurde dort als Befreier begrüßt. Eine polnische Regierung gab es nicht mehr. Die westliche Wertegemeinschaft hat hier einiges zu verbergen.

Wenn sich heutzutage ein Mensch für Politik und Geschichte interessiert und angeregt von Artikeln und Beiträgen in den Medien mehr wissen möchte, sucht er im Internet nach den Ereignissen des 1. September 1939. Dort stößt er etwa bei Wikipedia dann allerdings auf solche manipulativen und falschen Aussagen wie beispielsweise „geheime Absprachen zwischen Stalin und Hitler zur Aufteilung Polens“ der „sowjetischen Invasionen“ und Anderem.

Wer weiß denn schon heute noch über die Curzon-Linie Bescheid? Wer würde denn hier konkret weitersuchen? Bei Wikipedia findet man etwas hierüber und da sieht der Sachverhalt schon anders aus. Nur, man muss es direkt abfragen. Bei den besagten historischen Erläuterungen zu den Ereignissen des 1. Septembers 1939 gibt es keinerlei Hinweise zu dieser Demarkationslinie. Das ist das Verachtungswürdige. Das ist Manipulation. Das ist Propaganda.

Das Ziel die Erzeugung eines falschen Wertebildes in der Bevölkerung und Stimmungsmache gegen andere Völker, hier konkret gegen Russen. Das verurteilen wir. Der deutsche Imperialismus hat in der Geschichte seiner Existenz schon unglaubliche Verbrechen gegen die Menschheit zu verantworten und dennoch betritt er schon wieder aggressiv die Weltbühne mit seinen revanchistischen Avancen. 

Eines noch, so wie der Westen, England, Frankreich und die USA damals 1917 mit der „Kerenski-Regierung“ umsprang, bis hin zu einer sinnlosen Offensive, gleicht auf frappierender Weise heutigen Ereignissen.


Rainer Hesse
Volkskorrespondent
DKP Sachsen