Dostojewskis Weg der Verdammten – nun auch verboten?

Der Alltag ist hektisch und nebenbei schnappe ich so manche Nachrichten aus unterschiedlichen Quellen auf. Nachrichten die es in sich haben. Und wenn man dann so an dem Wochenende darüber nachdenkt wird‘s einem Angst und Bange. Hier mal nur so Einiges von Vielem.
 
Russen dürfen nun keine öffentlichen Gebäude mehr betreten (Brüssel). Am 31. März 1933 schreibt Victor Klemperer in sein Tagebuch, in Münster werden jüdische Dozenten am Betreten der Universität gehindert.
 
Nach dem Verbot von RT, Sputnik sind nun, nach dem Verbot der offiziellen Seite der russischen Duma, weitere 3 russischer Sender in Europa verboten. Am 10. März 1933 trägt Victor Klemperer in sein Tagebuch ein, seit März das erste Zeitungsverbot, das „Berliner Tageblatt“. Datiert vom 10. März 1933 trägt er in sein Tagebuch folgendes ein; „der Dramaturg Karl Wolf entlassen“. Im Jahr 2022 in der BRD, Entlassungen russischer Künstler aus dem Kulturbetrieb und Nichtzulassung russischer Künstler zu internationalen Geiger- und Pianisten Wettbewerben.
 
Mitarbeitern russischer Medienunternehmen werden die Konten gesperrt, sie können ihre Mieten nicht mehr bezahlen und keine Lebensmittel kaufen. Victor Klemperer schreibt, „sie töten nicht, sie lassen hungern“.
 
Seit Ende Februar 2022 russische Waren aus den Regalen der Supermärkte entfernt. Am 31. März 33, Freitagabend, notiert er, „immer trostloser. Morgen beginnt Boykott. Zwang, christlichen Angestellten 2 Montagsgehälter zu zahlen, jüdische zu entlassen“.
Im Jahr 2021 und 2022, russische Medien wären Staatsmedien und würden nur Propaganda und Lügen verbreiten. Am 21. Februar 33 schreibt Klemperer in sein Tagebuch, Grund für die Maßnahmen sei die ausländische Hetze und am 21. März 33 berichtet er über den Tag des Staatsaktes in Potsdam über fürchterliche Drohungen im Freiheitskampf nebst grässlichen mittelalterlicher Judenbeschimpfung – abgesetzte jüdische Richter – Einsetzung einer Kommission zur Nationalisierung der Universität Leipzig. Montag 10. April 33, „Greuelnachrichten sind Lügen und werden bestraft“.
 
Dienstagabend am 19. September 33 notiert er eine Aussage seines Anwalts „…wir sind kein Rechtsstaat mehr“. Am 14. November 1933 Eintrag zum Plebiszit, mit „Nein“ gestimmt und Eva gab leere Wahlzettel ab und das ist mutig weil alle Welt mit dem Bruch des Wahlgeheimnisses rechnet.
 
Victor Klemperer war Jude, seit 1920 Professor für Romanistik an der Uni Dresden, seine Frau Eva war „Arierin“ und im Jahr 1933 wurde ihm gegenüber noch etwas Zurückhaltung an den Tag gelegt weil er „Frontkämpfer“ im ersten Weltkrieg war. Er und seine Frau hatten 1945 ihren Deportationsbescheid erhalten, waren am 13. Februar 1945 unter Bewachung vom Sammelplatz zum Abtransport unterwegs und durch das Chaos der Bombennacht gelang beiden die Flucht.
 
Trotz einiger Zurückhaltung 1933 durchlitten die Klemperers vom ersten Tage an schlimme Existenzängste, sie litten unter wirtschaftlicher- und später physischer Bedrohung. Das war damals der Alltag der Klemperers. Und heute sei an die Russen und die russischen Familien, die hier leben, gedacht die in etwa dieselben Anfänge der Verfolgung durchleben müssen wie einst die Klemperers.
 
Und die Bevölkerung? Damals wie heute eine große schweigende Masse.
Sämtliche russische Kultur und Literatur ist verboten auch Fjodor Michailowitsch Dostojewski, ein russischer Adliger der unter dem Zaren in Ungnade fiel und von 1849 bis 1859 nach Omsk verbannt und zu Zwangsarbeit verurteilt war.
Was hatte er verbrochen?
 
Nun, er hatte ausländische Artikel übersetzt und Interessierten vorgelesen. Das missfiel dem Zaren. Pikant. Versteht kein Mensch mehr. Schauen wir mal nach den Filmproduktionen. Sowjetische Filme findet man schon seit ewigen Zeiten nicht mehr in den Mediatheken, Sowjetische Märchen suchte man bereits in der Vor- und Weihnachtszeit 2021 vergeblich. Sprechen wir mal erst gar nicht von kubanischen, chinesischen ober vietnamesischen Produktionen. Nur noch Schwachsinn aus Hollywood oder noch Schlimmeres wie „Tatort“ oder SOKOS.
 
Dazu noch einmal Victor Klemperer, am Sonntagabend dem 17. September 1933 vermerkt er resigniert „Uns beide, Eva und mich, krängt es maßlos, daß Deutschland derart alles Recht und alle Kultur schändet“
 
Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
Rainer Hesse
Volkskorrespondent