„Der Schoß ist fruchtbar wieder (noch)“- Ein Nachtrag zum Dresdner Inferno.

Bild: Privates Foto von 1959. Es zeigt die Ruine der Frauenkirche in Dresden. Die Frauenkirche war am 13. Februar 1945 – nach den angloamerikanischen Bomberangriffen zerstört worden.

Ein Herr Boris Pistorius – stets vor Kanonen- und Panzerrohren posierend vor so wunderschöner, das Balkenkreuz hervorhebenden tarnolivgrüner Kulisse – will die Bevölkerung kriegsertüchtigen. Hoffen wir stark, dass er und seine NATO-Kollegen die Rechnung ohne dem Volke machen.

Walter Weidauer schreibt in seiner Vierten Auflage „Über Lügen und Legenden um die Aktion Donnerschlag“ 1983 im Vorwort  „…Siebenunddreißig Jahre ist es her, daß die durch ihre Bauwerke bekannte und wegen der Kunst, die in ihren Mauern eine Heimstatt hatte, auch berühmte Stadt Dresden in Schutt und Asche sank…“und weiter im Vorwort „…die großen imperialistischen Staaten in der NATO unter der Führung der reaktionären, antisowjetischen Monopolgruppen in den Vereinigten Staaten von Amerika gewissenlos einen atomaren Krieg vorbereiten ….“

Er prangert Hans Dollinger an, der in seinem 1973 erschienenen „Schwarzbuch der Weltgeschichte“ über Dresden (wider besseren Wissens W.W.) schrieb „.. etwa eine Viertel Millionen Menschen starben in diesem Inferno, das waren um vieles mehr als die rund hunderttausend Toten von Hiroshima und 40 000 Toten von Nagasaki…“ 

Da haben wir es! Die versuchen doch tatsächlich uns einzureden, ein atomarer Schlagabtausch kann so schlimm nicht ausfallen, wie ein Angriff mit konventionellen Waffen – beispielsweise damals auf Dresden, Magdeburg, Köln oder Hamburg.

Dresden erlebte vier Angriffswellen. Erster Angriff bei völlig bedeckten Himmel und starkem Wind etwa Dreitausend Spreng-, Vierhunderttausend Stabbrand- und zweitausend Flammenstrahlbomben. Bei der zweiten Welle, bei gleichen Witterungsbedingungen, etwa viertausendfünfhundert Spreng-, einhundertsiebzigtausend Stabbrand- und zweitausend Flammenstrahlbomben.

Der dritte Angriff erfolgte bei aufgelockerter Bewölkung und es wurden ungefähr Eintausendfünfhundert Spreng-, fünfzigtausend Stabbrand- und einhundert Flammenstrahlbomben abgeworfen. Bewölkter Himmel beim vierten Luftangriff mit etwa neunhundert Spreng-, fünfunddreißigtausend Stabbrand- und fünfhundert Flammenstrahlbomben.

Elftausendneunhundertsechzehn Wohngebäude einschließlich Wohnbaracken wurden total zerstört und Eintausend fünfhundertfünfundzwanzig Wohngebäude waren schwer beschädigt (Schlußmeldung über die Luftangriffe auf den LS-Ort Dresden am 13., 14. Und 15. Februar 1945 vom 15. März 1945 vom Befehlshaber der Ordnungspolizei – BdO IV: L XI – 231 Nr. – 7/45 geheim).

Der Angriff am 13. Februar begann 21.55  Uhr und dauerte etwa eineinhalb Stunden, die zweite Welle am 14. Februar dauerte von 1.07 Uhr und dauerte bis 01.54 Uhr. Die dritte Welle am 14. Februar, Mittags von 12.10 Uhr bis 12.25 Uhr und  der vierter Angriff auf Dresden ereignete sich am 15. Februar zwischen 12.10 Uhr und 12.25 Uhr.

Weiterhin, wurden drei Krankenhäuser einschließlich Hilfs- und Aushilfskrankenhäuser sowie Privatkliniken, dreiunddreißig Schulen, das Elektrizitäts- und Gaswerk und neun kulturhistorische Bauten völlig zerstört. Außerdem griffen sie Lager- und Speicherhäuser, Mühlen und Trinkwasserwerke an.

Neben der Auflistung zerstörter öffentlicher Gebäude, Kunsteinrichtungen und Firmen werden die Zahlen der Opfer wie folgt angegeben (Stand 10.3.1945); achtzehntausenddreihundertfünfundsiebzig Gefallene, zweitausendzweihundertzwölf Schwerverwundete und dreizehntausendsiebenhundertachtzehn Leichtverletzte. Dreihundertfünfzigtausend Obdachlose. Eine Aufgliederung der Personenverluste nach Geschlechtern ist unmöglich.

Der Lagebericht schildert „Überwiegend handelt es sich aber um Frauen und Kinder“. Die Behörden schätzten auf Grund der Erfahrungen die Gesamtzahl der Toten auf Fünfundzwanzigtausend. Hinzukommen noch fünfunddreißigtausend Vermißtenmeldungen (aus der Lagemeldung 1 404, Berlin 22. März 1945 der Ordnungspolizei). 

Im Teil II der Schlußmeldung über die vier Luftangriffe auf den LS-Ort Dresden am 13., 14. Und 15. Februar 1945 berichtet die Behörde unter Ziel und Taktik: „Die Angriffe, insbesondere die beiden Nachtangriffe überwiegend reine Terrorangriff gegen die dicht bevölkerten Stadtteile.

1. Angriff fast über das ganze Stadtgebiet Feuersturm bereits nach ½ – ¾ Stunde. 2. Angriff mit erhöhtem Sprengbombeneinsatz. Sprengbombenabwurf insbesondere auf die in Flammen stehenden Innenstadt und großer Teile der Gebiete, in welchen die Bevölkerung der Innenstadt vor dem Feuersturm Zuflucht suchte. (Großer Garten und sonstige Grünanlagen, Stadtteile mit offener Bauweise)

Starker Brandbombeneinsatz beim 2. Angriff besonders auf Gebiete, welche beim 1. Angriff vorwiegend mit Sprengbomben belegt worden waren. Die beiden Nachtangriffe müssen teilweise im Tiefangriff geflogen sein, da in den Gebieten der offenen Bauweise die Häuser reihenweise mit Spreng- und Brandbomben belegt wurden und auf den Straßen verhältnismäßig wenig Sprengbombentrichter vorhanden sind…“ und weiter „… Durch die beiden Nachtangriffe das Stadtinnere von Dresden-Altstadt und die angrenzenden Stadtteile sowie die Südvorstadt völlig zerstört. Auch die Stadtteile Johannstadt, Friedrichstadt, Löbtau, Blasewitz, Striesen, Strehlen, Gruna, Plauen, Neustadt u. Antonstadt hierbei schwer getroffen…“

Die beiden Mittagsangriffe am 14. und 15. Februar fanden wieder auf das gesamte Stadtgebiet und besonders auf Löbtau, Friedrichstadt, Cotta und der Leipziger Vorstadt, statt. Beim Mittagsangriff vom 15. Februar waren vor allem die Stadteile Plauen, die Südvorstadt, die Stadtteile Tolkewitz, Laubegast, das Waldschlößchenviertel, die Stadtteile Loschwitz und Oberloschwitz betroffen.

Wörtlich im Bericht „…Beide Mittagsangriffe überwiegend Hochangriffe. Bei allen Angriffen war Bordwaffenbeschuß festzustellen…“Die damals noch von den Nazibehörden abgefassten Berichte geben die Ereignisse wieder. Sie sind teilnahmslos abgefasst, dennoch spricht man schon von reinen Terrorangriffen.

Ab dem Ende des Jahres 1944 zeichnete sich unter der deutschen Bevölkerung ein Sinneswandel ab. Immer mehr Menschen war klar, der Krieg ist nicht zu gewinnen und man wartete, natürlich im Verborgenen, auf die Ankunft der Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition. Das Meinungsbild änderte sich jedoch durch solche Terrorangriffe. War das das Ziel der Anglo-Amerikaner?

Die Sowjetarmee hatte niemals Gleiches zu verantworten. Dennoch versuchte der Westen die Schuld, wie schon erwähnt von sich zu weisen. Wie immer sind andere Schuld. Walter Weidauer ermittelte hierüber unter anderem  folgende Sachverhalte. Im November/Dezember 1943 beschloss die Anti-Hitler-Koalition – Churchill, Roosevelt und Stalin – „Keine Macht der Erde kann uns daran hindern, die deutschen Heere zu Lande, ihre U-Boote zur See und ihre Rüstungsanlagen aus der Luft zu zerstören. Unsere Angriffe werden erbarmungslos und mit steigender Wucht geführt werden“.

Von Angriffen auf Städte oder gar Wohngebiete war keine Rede. In Jalta wurde die Sowjetunion noch deutlicher. Sie lehnte die Bombardierungen von Wohngebieten ostdeutscher Städte durch anglo-amerikanischen Verbände strikt ab. 34 amerikanische und englische hohe Stabsoffiziere waren extra nach Jalta gekommen, um die Vertreter des sowjetischen Generalstabes zu überzeugen.

Aus den Dokumenten und Protokollen der Sitzungen der anglo-amerikanischen Stabschefs in Malta und Jalta geht hervor, dass ohne Zustimmung des sowjetischen Koalitionspartners ostdeutsche Städte in Schutt und Asche gelegt werden sollen. Dresden war eines von vielen Verbrechen. Man  braucht sich nur diese Protokolle anzusehen um die späteren westlichen Behauptungen „Schuld sind die Russen“ (wie immer sind sie an allem Ungemach natürlich Schuld, nicht wahr?), zu widerlegen.

„…Je mehr die Imperialisten nach anderen Länder gieren, um sie auszuplündern, desto mehr versuchen sie ihre eigenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu relativieren. Je lauter sie nach Atombomben und nach Massenvernichtungsmittel schreien, um so öfter versuchen sie, ihre großen Verbrechen an der Zivilbevölkerung, für die Dresden ein besonders eklatantes Beispiel ist, zu vertuschen, von sich abzuwälzen und andere dafür verantwortlich zu machen… „ (Walter Weidauer).

Noch 1965 schrieb die Bundesdeutsche Zeitschrift „Christ und Welt“ über den Angriff auf Dresden: „Der Angriff erscheint als eine Gefälligkeit gegenüber Stalin…“ Die Liste solcher dubiosen Westpublikationen liese sich noch bis ins unendliche verlängern. Lassen wir es. Es zeigt die Verlogenheit der ewigen Kriegstreiber von damals und heute.

Nur noch drei Beispiele die Walter Weidauer arktisch für sein Buch ermittelte und die im besonderen Maße aufzeigen, welche krankhaften Ideen imperialistische und faschistische Kriegesstrategen so alles haben …

Ja! Es ist kein Gerücht. Auf Dresden sollte eine Atombombe geworfen werden. Dresden war seinerzeit eine unzerstörte Stadt und sollte als Testgelände dienen. Die rechneten in der Tat mit sofortigen zweihundert- bis dreihunderttausend Todesopfern. Das Dresden diesem Schicksal entging hat es folgenden Umständen zu verdanken.Die anglo-amerikanischen „Kriegsplaner“ verkalkulierten sich was den Zeitpunkt des Kriegsende anbelangt damals. Zweitens war die Bombe noch nicht einsatzbereit und drittens wollten sie es sich nicht mit der Sowjetunion verscherzen. Sie brauchten sie als Koalitionspartner gegen Japan.  

Nach den Lageberichten verdichten sich die Hinweise, dass Dresden ein Bombenangriff bevorsteht. Diese Einschätzung noch am 13. Februar in den Morgenstunden begründete sich auf die Tatsache mehrerer festgestellten Erkundungsflüge der amerikanischen und englischen Luftwaffe. Der Gauleiter von Sachsen Mutschmann entschied die Bevölkerung nicht zu warnen; sich selber aber brachten die Nazibonzen, sowie ihr Hab und Gut rechtzeitig in Sicherheit. Ohne Not wären zehntausend Menschen zu retten gewesen, hätten sie sie gewarnt.  

Es wird behauptet, der Londoner Rundfunk habe im Vorfeld die Dresdner Bevölkerung gewarnt. Das ist eine Lüge. Es wurden keinerlei derartige Tondokumente gefunden. Gewarnt wurde die deutsche Bevölkerung allerdings schon 1932 durch die Kommunisten, was auf das Volk zukäme, würde Hitler an die Macht kommen. Sie warnten vor den imperialistischen faschistischen Raubzügen und deren Konsequenzen.

Aus einem Protokoll der Befragung von Alexander Mackowsky, persönlicher Mitarbeiter Mutschmanns als Augen- und Ohrenzeuge beweisen:

Frage: Hat die Führung der NSDAP etwas vom bevorstehenden Angriff auf Dresden am 13./14. Februar gewußt?

Antwort: Ja, sie hat gewußt, daß wir mit einem schweren Angriff rechnen mußten … Damit haben ja alle parteilichen Stellen gerechnet, im Gegensatz zur Bevölkerung, wo bei einem ganzen Teil die Meinung bestand, daß Dresden verschont wird. Ich erinnere nur an den Witz: Churchills Tante wohnt in Dresden und ähnliche Dinge …“

Des weiteren gib er an, Mutschmann und Walter (Kreisleiter) waren sich einig darin die Bevölkerung nicht zu warnen „…dann bleiben sie schön ruhig…“

An der Verlogenheit imperialistischer Raubkriegstreiber hat sich bis heute nichts geändert. Die russische Außenamtssprecherin Mariaja Sacharowa meinte am 16. Januar 2024 in einem Interview, japanische Jugendliche würde heute gar nicht mehr wissen, dass es die USA waren die über Hiroshima und Nagasaki Atombomben abwarfen.

Man lehrt es ihnen nicht mehr in den Schulen. Sie kamen einfach vom Himmel gefallen. Die Menschen würden einfach umprogrammiert. Und die Vorsitzende der Europäischen Union behauptete sogar dreist, es war Rußland die für die Atombombenabwürfe auf Japan verantwortlich waren. Das ist genau das, was Walter Weidauer schon 1982 sagte.

Im Jahre 1983, als die USA meinte sich als Richter der Welt über alles und jeden aufspielen zu können und sogar mit der Führung eines „begrenzten“ Atomkrieges liebäugelten, stieg die Verunsicherung unter den Menschen in Europa. Das Politbüro der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands entschied, dass die Erhaltung des Friedens Vorrang vor allen anderen Fragen hat.

Frieden war für uns in der DDR das erste Menschenrecht. Dafür, so das Politbüro, sollte mit allen zusammengearbeitet werden die das gleiche Ziel verfolgen, über Trennendes hinweg, ungeachtet unterschiedlicher politischer Programme, weltanschaulicher Positionen und religiöser Bekenntnisse (aus Egon Krenz Gestaltung und Veränderung, Seite 134).

Auferstanden aus Ruinen war unsere Losung und so machten wir es. In Dresden wurde ab 1945 bis 1981 jede dritte Wohnung neugebaut. Im Zeitraum zwischen 1971 und 1980 entstanden siebentausendsiebenhundertdreiundsechzig Kindergartenplätze, dreitausendsechshundertdrei Kindergrippenplätze, neununddreißig Schulen, und unter anderem auch dreihundertvierundachtzig ärztliche Arbeitsplätze.

Nur wir in der DDR haben mit den Kriegsgewinnlern und Kriegsverbrechen aufgeräumt. Wir nahmen das Ernst mit dem „Nie wieder darf von deutschem Boden Krieg ausgehen!“Im Westen durften sie ihre Blutprofite weiterhin genießen. Bereits ab 1944 versuchten deutsche Imperialisten ihren Frieden mit ihren amerikanischen Klassenbrüdern zu machen.

Ausschließlich zu diesen Zweck trafen sich Otto und Hugo Stinnes als Beauftragte der deutschen Kohle- und Stahlmagnaten mit Gesandten US-amerikanischer Monopolisten in Stockholm.

Rainer Hesse

Volkskorrespondent

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus, von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen!

Bild: Der teuflische Plan ist ausgeführt. Fast 15 km² des Zentrums von Dresden sind totalzerstörtaus: Weidauer, Walther. Inferno Dresden: über Lügen und Legenden und die Aktion ,Donnerschlag‘. (4. durchges. und erg. Auflage) Dietz Verlag. Berlin 1983

Der Autor dieser Zeilen gehört der Generation an, die noch auf Überlebende des Dresdner Infernos vom 13. Februar 1945 traf. Sie arbeiteten später als Köchin einer Wochenkindergrippe, als Ermittler der Dresdner Kriminalpolizei im VPKA, als Klassenleiterin einer Polytechnischen Oberschule, als Schlosser, als Elektriker im Bahnbetriebswerk Dresden, als Ratsmitglied des Rates des Stadtbezirkes West der Stadt Dresden oder als Rentner. Alle diese Augenzeugen berichteten stets das Gleiche. 

Von den Phosphorbomben die über dem Stadtzentrum abgeworfen worden, dem darauf entfachten höllischen Feuer, dass allen Sauerstoff der Umgebung mit samt Mensch und Tier aufsog. Davon, dass Menschen pulverisiert wurden und, dass darum die Ermittlung der tatsächlichen Opferzahlen unmöglich war. Es blieb von den bedauernswerten Opfern einfach nichts mehr übrig.

Menschen, die mit dem Phosphor in Berührung kamen und es bis in die Elbe schafften, konnten da nicht lang bleiben. Es war zu kalt. Kamen sie raus, brannten sie weiter und starben einen qualvollen Tod. Deren Schreie gingen durch Mark und Knochen. Zum Zeitpunkt des Angriffes war die Stadt voller Flüchtlinge aus Kohlberg und Umgebung. 

Sie waren im Großen Garten und an den Elbufern, wo sie von Tieffliegern angegriffen worden. Alle diese Berichte ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Aber alle Augenzeugen waren sich einig; Das darf nie wieder passieren, nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus und von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen. 

Keiner hegte irgendeinen Groll gegen die Angreifer. Ein Augenzeuge war Viktor Klemperer. Er und seine Frau sollten an jenem Tag ins KZ deportiert werden und so konnte er in seinem Tagebuch von dem Inferno berichten. Zu seiner Deportation kam es nicht mehr. Im Bildband von Kurt Schaarschuch „Bilddokument Dresden 1933 – 1945“ des Rates der Stadt Dresden bringt es Kurt Liebermann in seinem Geleitwort vom Dezember 1945 auf den Punkt:

„Die Trümmer einer der schönsten Städte der Welt rufen die aufbauwilligen Kräfte zum Neuaufbau. Das Bild unserer Stadt, das ihr durch Jahrhunderte den eigenen Reiz verlieh, soll nicht nur Verlust und Schaden deutlich werden lassen, nicht nur die Erkenntnis der Schuld der Nazikriegstreiber vertiefen, sondern zur tätigen Mitarbeit anspornen. Fassen wir nun alle freudig an, tun wir gemeinsam unsere Pflicht, um somit teilzuhaben am Aufbau einer neuen Zeit, jeder an dem Platz, an den er gestellt worden ist. Seien wir uns dessen bewusst, daß es uns nur in gemeinsamer Arbeit, wo ein jeder Einzelne seine volle Kraft zum Einsatz bringt, gelingen kann, eine neue, glückliche und lichte Zukunft aufzubauen“. 

Es waren vorwiegend Frauen, die mit der Beräumung der Trümmer begannen und Ziegel putzten und stapelten. Vergessen wir nicht, es gab kaum etwas zu essen in jener Zeit und dennoch kamen sie, um Platz für den Wiederaufbau und somit die Grundlagen für einen Neuanfang zu schaffen. 

Sie fanden eine Würdigung ihrer fleißigen Arbeit in der Plastik „Die Trümmerfrau“ des Bildhauers Walter Reinhold vor dem Goldenen Tor des Dresdner Rathauses. Das Denkmal ist heute noch zu besichtigen. Bisher ist sie der Bilderstürmerei noch nicht zum Opfer gefallen. Kurt Liebermann beschreibt den damals herrschenden Geist zutreffend und dies wurde in der Deutschen Demokratischen Republik zur Staatsdoktrin. 

Die Losung „Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus“ war uns Herzenssache. Damit verbunden war die Haltung in der DDR so, dass keinerlei Aufrechnung, vor allem hinsichtlich der Opfer und deren Leid, gemacht wurde.

Es war der deutsche Faschismus der den Luftterror gegen die Zivilbevölkerung erfand. Zu nennen sind da beispielgebend Rotterdam oder Coventry. Unvergessen Leningrad.

Der Krieg ist dorthin zurückgekehrt von wo er ausgegangen war. Das war unsere Antwort auf die Schuldfrage. Wir haben keine Politik damit gemacht. Revanchismus war uns fremd. Wir haben nicht das Andenken an die Opfer  missbraucht so wie es heute leider Gang und gäbe ist.

In unseren Lehrbüchern, im Geschichts- und Staatsbürgerunterricht wurde das Thema selbstverständlich behandelt. Neben Dresden und Magdeburg haben wir im gleichen Atemzug westdeutsche Städte wie Hamburg oder Köln genannt.

Es war nie geplant die Frauenkirche wieder aufzubauen. Die Ruine sollte uns Mahnmal für die Zerstörung Dresdens und zugleich Mahnung gegen den Krieg sein. Vor der Ruine der Frauenkirche gab es anlässlich eines jeden Jahrestages der Zerstörung Dresdens am 13. Februar Kranzniederlegungen. 

Diese Mahnungen gegen Krieg und Faschismus fanden bis zum Jahr 1989 statt. Grundorganisationen der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und Thälmannpioniere aus den Schulen kamen, um Kränze niederzulegen. 

Das waren außerschulische Veranstaltungen. Die FDJ war außerordentlich engagiert. Unsere Jugendorganisationen hat man also nicht hingeschickt. Sie waren aus freien Stücken dort, weil ihnen der Erhalt des Friedens Herzenssache war. Auch in der DDR läuteten jeden 13. Februar um 20.45 Uhr die Glocken als Mahnung. Auf dem Dresdner Heidefriedhof sind ebenfalls Kränze niedergelegt worden.   

Die Art und Weise des Gedenkens war zukunftszugewandt, ganz so wie aus der Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“ und Kurt Liebermanns Geleittext vom Dezember 1945. So, und nur so war die Erinnerungskultur anlässlich des 13. Februar in Dresden. Die Berichte Überlebender waren am Ende mit der Grund dafür, dass die Dresdner genauso diese Erinnerungskultur wollten und mittrugen. Wir waren da bewusst sehr, sehr zurückhaltend. 

Natürlich gab es Bestrebungen des Westens diese Ereignisse für ihre eigenen Interessen zu missbrauchen. Das Internet ist heute voll davon. Schließlich hat eine überwältigende Mehrheit der Dresdner diese Art des Gedenkens und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen, getragen. Die Kirchen übrigens auch.

Warum waren wir so zurückhaltend? Wir waren es darum, weil eine Aufrechnung von Opfern unter der Zivilbevölkerung durch „nur“ Brandbomben eine Akzeptanz für Kernwaffen, ganz im westlichen und revanchistischen Sinne, gefördert hätte. Das war nicht unsere Intentionen. Für uns war die Schuldfrage klar. Der Westen dachte, hier ein politisch ideologisches Einfallstor gefunden zu haben.

Im Jahre 1956 erhielt Dresden aus der Sowjetunion aufwendig restaurierte Kunstwerke, vor allem Gemälde der Galerie „Alte Meister“ zurück. Dafür sind wir ihnen noch heute ehrlichen Herzens außerordentlich dankbar.

Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen. Heute gilt das offenbar nicht mehr. Flieger mit dem Balkenkreuz bombardierten Jugoslawien, trafen zivile Infrastruktur und Chemiebetriebe mit verheerenden Folgen. Deutsche Panzer stehen wieder an der russischen Grenze, bereit erneut wieder gegen Russland zu rollen. Deutschland müsse kriegstüchtig werden. Überall in der Welt sind schon wieder deutsche Soldaten anzutreffen.

Feuchte Umsturzpläne in missliebigen Ländern, Militarisierung der Innen- und Außenpolitik. Das ist die heutige Realität. Wir lehnen diese Politik ab. Der Gegner steht eben im eigenen Land. Wir bleiben bei unserer Forderung „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ und vor allem „von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen“. Besinnt man sich auf die vormalige Erinnerungskultur, so hebt sich das so wohltuend von dem heute jetzt und hier ab. Deshalb sind wir aber noch lange keine „Ewiggestrigen“, sondern Realisten.

 

Rainer Hesse

DKP Sachsen

Volkskorrespondent