Die westlichen Begehrlichkeiten gegenüber Russland (Teil 1)

New York Times, 1918 „Rußland ist nur ein geografischer Begriff und wird niemals mehr sein“

Russland der Jahre 1914 bis 1917 war gezeichnet von den Ereignissen des ersten Weltkrieges. Es war dem hochtechnisierten Völkerschlachten nicht gewachsen. Nur wegen der Raubgier des Zaren war Russland mit voller Absicht am 1. Weltkrieg beteiligt. Die Industrie und das Industrieproletariat waren erst im Wachsen. Mehr als 85% der russischen Soldaten kamen vom Lande, waren Söhne von armen Bauernfamilien. Der ständig nachverlangte Nachschub an menschlichen Schlachtvieh führte nun dazu dass die landwirtschaftliche Produktion so sehr zum Erliegen kam, dass nicht einmal mehr die russische Armee ausreichend mit Lebensmittel versorgt werden konnte.


Für die immer neuen Importe an Waffen, Lebensmitteln und Anderem stellten die damals mit Russland verbündeten Westmächte gern und großzügig Kredite zur Verfügung. Für deren Großbourgeois ein exzellentes Geschäft und der Geldadel des Westens sorgte durch seine Kredite für ständig wachsende Abhängigkeit Russlands. Die Claims zur Aufteilung Russlands waren bereits abgesteckt und sind es bis heute noch. Die russische Bourgeoisie verdiente am Krieg kräftig mit. Nur, das Land steuerte unaufhörlich auf seine wirtschaftliche Zerrüttung zu. Für das Volk war es unerträglich und die Situation für revolutionäre Veränderungen reifte heran. Die aus verschiedenen Zusammenschlüssen hervorgegangenen Sowjets bildeten die revolutionären Zellen und Organisationen. Große Verdienste kamen der SDAPR zu.


In der damaligen SDAPR waren neben den Bolschewiken zahlreiche andere Fraktionen, wie beispielsweise die der Sozialrevolutionäre, der Volkstümmler, Versöhnler, Menschwiki und Andere. Unter Führung der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeportierten brach dann im Februar 1917 die erste Revolution aus und beendete die Selbstherrschaft. Die Sowjets übergaben allerdings die Macht der Bourgeoise, die sich sofort beeilte eine provisorische Regierung neben den Sowjets zu errichten. Bis zu ihrem Sturz im Oktober 1917 sollte diese Regierung fünf schwere Regierungskrisen durchleben. Dem Wunsch nach Frieden der überwältigenden Mehrheit des russischen Volkes erfüllte die provisorische Regierung nicht. Sie dachte gar nicht daran. Westliche Botschafter gaben sich die Klinke in die Hand und unter dem Denkmantel diplomatischer Kontakte gingen sie zunehmend dazu über die Regierung zu „beraten“. Der Westen konnte überhaupt kein Interesse an der Beendigung des Krieges haben und schon gar nicht an Russlands Ausscheiden aus dem Krieg.


Die in der Zarenzeit abgeschlossenen Geheimverträge behielten ihre Gültigkeit. Der Westen ging sogar so weit Russland tägliche Zahlungen anzubieten wenn es den Krieg fortführen würde. Die Widersprüche nahmen zu. Das Land steuerte immer mehr auf eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes zu. Das Leid und die Not der Arbeiter und Bauer, ja aller werktätigen Massen, nahm unerträgliche Ausmaße an. Im August kam es erneut zu einer revolutionären Zuspitzung. Um ein Ausscheiden Russlands aus dem Kriege zu verhinderten zettelte die Entente einen Putsch zum Sturz der Regierung „Kerenski“ an. Eine direkte Militärdiktatur sollte die russischen Massen gewaltsam im Zaume halten und Russlands weitere Kriegsteilnahme absichern. Unter direkter Teilnahme englischer Formationen marschierte Kornilow auf die damalige Hauptstadt. Der Putsch wurde vereitelt. Während Arbeiter und Soldaten dem Rufe der Bolschewiki folgten und die Pläne der Westmächte vereitelten feierte Kerenski sich selbst als Retter der Demokratie.


In den Jahren 1919 bis 1923 litt Russland an einer Dürrekatastrophe. Die Kriegsfolgen sowie Sabotage der russischen Bourgeoise, allen voran der Kulaken, und eigene Fehler führten zu einer schlimmen Hungerkatastrohe. Sofort war der Westen wieder da. Denikin, Wlassow und Konsorten rüsteten zur Konterrevolution mit tatkräftiger finanzieller und militärischer Unterstützung Englands und Frankreichs. Als Aufmarschgebiet wurde diesmal Polen auserkoren. Dort waren allein 780 französische Offiziere gegen die Sowjetunion versammelt. Waffen und nochmals Waffen pumpte man in diese Formationen. In anderen Landesteilen kam es zu direkten Konfrontationen zwischen der roten Armee und englischen Einheiten. Sie scheiterten alle und wieder zerstoben die Träume vom Aufteilen und ausplündern Russlands.


…Teil 2 folgt!