Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus, von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen!

Bild: Der teuflische Plan ist ausgeführt. Fast 15 km² des Zentrums von Dresden sind totalzerstörtaus: Weidauer, Walther. Inferno Dresden: über Lügen und Legenden und die Aktion ,Donnerschlag‘. (4. durchges. und erg. Auflage) Dietz Verlag. Berlin 1983

Der Autor dieser Zeilen gehört der Generation an, die noch auf Überlebende des Dresdner Infernos vom 13. Februar 1945 traf. Sie arbeiteten später als Köchin einer Wochenkindergrippe, als Ermittler der Dresdner Kriminalpolizei im VPKA, als Klassenleiterin einer Polytechnischen Oberschule, als Schlosser, als Elektriker im Bahnbetriebswerk Dresden, als Ratsmitglied des Rates des Stadtbezirkes West der Stadt Dresden oder als Rentner. Alle diese Augenzeugen berichteten stets das Gleiche. 

Von den Phosphorbomben die über dem Stadtzentrum abgeworfen worden, dem darauf entfachten höllischen Feuer, dass allen Sauerstoff der Umgebung mit samt Mensch und Tier aufsog. Davon, dass Menschen pulverisiert wurden und, dass darum die Ermittlung der tatsächlichen Opferzahlen unmöglich war. Es blieb von den bedauernswerten Opfern einfach nichts mehr übrig.

Menschen, die mit dem Phosphor in Berührung kamen und es bis in die Elbe schafften, konnten da nicht lang bleiben. Es war zu kalt. Kamen sie raus, brannten sie weiter und starben einen qualvollen Tod. Deren Schreie gingen durch Mark und Knochen. Zum Zeitpunkt des Angriffes war die Stadt voller Flüchtlinge aus Kohlberg und Umgebung. 

Sie waren im Großen Garten und an den Elbufern, wo sie von Tieffliegern angegriffen worden. Alle diese Berichte ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Aber alle Augenzeugen waren sich einig; Das darf nie wieder passieren, nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus und von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen. 

Keiner hegte irgendeinen Groll gegen die Angreifer. Ein Augenzeuge war Viktor Klemperer. Er und seine Frau sollten an jenem Tag ins KZ deportiert werden und so konnte er in seinem Tagebuch von dem Inferno berichten. Zu seiner Deportation kam es nicht mehr. Im Bildband von Kurt Schaarschuch „Bilddokument Dresden 1933 – 1945“ des Rates der Stadt Dresden bringt es Kurt Liebermann in seinem Geleitwort vom Dezember 1945 auf den Punkt:

„Die Trümmer einer der schönsten Städte der Welt rufen die aufbauwilligen Kräfte zum Neuaufbau. Das Bild unserer Stadt, das ihr durch Jahrhunderte den eigenen Reiz verlieh, soll nicht nur Verlust und Schaden deutlich werden lassen, nicht nur die Erkenntnis der Schuld der Nazikriegstreiber vertiefen, sondern zur tätigen Mitarbeit anspornen. Fassen wir nun alle freudig an, tun wir gemeinsam unsere Pflicht, um somit teilzuhaben am Aufbau einer neuen Zeit, jeder an dem Platz, an den er gestellt worden ist. Seien wir uns dessen bewusst, daß es uns nur in gemeinsamer Arbeit, wo ein jeder Einzelne seine volle Kraft zum Einsatz bringt, gelingen kann, eine neue, glückliche und lichte Zukunft aufzubauen“. 

Es waren vorwiegend Frauen, die mit der Beräumung der Trümmer begannen und Ziegel putzten und stapelten. Vergessen wir nicht, es gab kaum etwas zu essen in jener Zeit und dennoch kamen sie, um Platz für den Wiederaufbau und somit die Grundlagen für einen Neuanfang zu schaffen. 

Sie fanden eine Würdigung ihrer fleißigen Arbeit in der Plastik „Die Trümmerfrau“ des Bildhauers Walter Reinhold vor dem Goldenen Tor des Dresdner Rathauses. Das Denkmal ist heute noch zu besichtigen. Bisher ist sie der Bilderstürmerei noch nicht zum Opfer gefallen. Kurt Liebermann beschreibt den damals herrschenden Geist zutreffend und dies wurde in der Deutschen Demokratischen Republik zur Staatsdoktrin. 

Die Losung „Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus“ war uns Herzenssache. Damit verbunden war die Haltung in der DDR so, dass keinerlei Aufrechnung, vor allem hinsichtlich der Opfer und deren Leid, gemacht wurde.

Es war der deutsche Faschismus der den Luftterror gegen die Zivilbevölkerung erfand. Zu nennen sind da beispielgebend Rotterdam oder Coventry. Unvergessen Leningrad.

Der Krieg ist dorthin zurückgekehrt von wo er ausgegangen war. Das war unsere Antwort auf die Schuldfrage. Wir haben keine Politik damit gemacht. Revanchismus war uns fremd. Wir haben nicht das Andenken an die Opfer  missbraucht so wie es heute leider Gang und gäbe ist.

In unseren Lehrbüchern, im Geschichts- und Staatsbürgerunterricht wurde das Thema selbstverständlich behandelt. Neben Dresden und Magdeburg haben wir im gleichen Atemzug westdeutsche Städte wie Hamburg oder Köln genannt.

Es war nie geplant die Frauenkirche wieder aufzubauen. Die Ruine sollte uns Mahnmal für die Zerstörung Dresdens und zugleich Mahnung gegen den Krieg sein. Vor der Ruine der Frauenkirche gab es anlässlich eines jeden Jahrestages der Zerstörung Dresdens am 13. Februar Kranzniederlegungen. 

Diese Mahnungen gegen Krieg und Faschismus fanden bis zum Jahr 1989 statt. Grundorganisationen der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und Thälmannpioniere aus den Schulen kamen, um Kränze niederzulegen. 

Das waren außerschulische Veranstaltungen. Die FDJ war außerordentlich engagiert. Unsere Jugendorganisationen hat man also nicht hingeschickt. Sie waren aus freien Stücken dort, weil ihnen der Erhalt des Friedens Herzenssache war. Auch in der DDR läuteten jeden 13. Februar um 20.45 Uhr die Glocken als Mahnung. Auf dem Dresdner Heidefriedhof sind ebenfalls Kränze niedergelegt worden.   

Die Art und Weise des Gedenkens war zukunftszugewandt, ganz so wie aus der Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“ und Kurt Liebermanns Geleittext vom Dezember 1945. So, und nur so war die Erinnerungskultur anlässlich des 13. Februar in Dresden. Die Berichte Überlebender waren am Ende mit der Grund dafür, dass die Dresdner genauso diese Erinnerungskultur wollten und mittrugen. Wir waren da bewusst sehr, sehr zurückhaltend. 

Natürlich gab es Bestrebungen des Westens diese Ereignisse für ihre eigenen Interessen zu missbrauchen. Das Internet ist heute voll davon. Schließlich hat eine überwältigende Mehrheit der Dresdner diese Art des Gedenkens und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen, getragen. Die Kirchen übrigens auch.

Warum waren wir so zurückhaltend? Wir waren es darum, weil eine Aufrechnung von Opfern unter der Zivilbevölkerung durch „nur“ Brandbomben eine Akzeptanz für Kernwaffen, ganz im westlichen und revanchistischen Sinne, gefördert hätte. Das war nicht unsere Intentionen. Für uns war die Schuldfrage klar. Der Westen dachte, hier ein politisch ideologisches Einfallstor gefunden zu haben.

Im Jahre 1956 erhielt Dresden aus der Sowjetunion aufwendig restaurierte Kunstwerke, vor allem Gemälde der Galerie „Alte Meister“ zurück. Dafür sind wir ihnen noch heute ehrlichen Herzens außerordentlich dankbar.

Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen. Heute gilt das offenbar nicht mehr. Flieger mit dem Balkenkreuz bombardierten Jugoslawien, trafen zivile Infrastruktur und Chemiebetriebe mit verheerenden Folgen. Deutsche Panzer stehen wieder an der russischen Grenze, bereit erneut wieder gegen Russland zu rollen. Deutschland müsse kriegstüchtig werden. Überall in der Welt sind schon wieder deutsche Soldaten anzutreffen.

Feuchte Umsturzpläne in missliebigen Ländern, Militarisierung der Innen- und Außenpolitik. Das ist die heutige Realität. Wir lehnen diese Politik ab. Der Gegner steht eben im eigenen Land. Wir bleiben bei unserer Forderung „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ und vor allem „von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen“. Besinnt man sich auf die vormalige Erinnerungskultur, so hebt sich das so wohltuend von dem heute jetzt und hier ab. Deshalb sind wir aber noch lange keine „Ewiggestrigen“, sondern Realisten.

 

Rainer Hesse

DKP Sachsen

Volkskorrespondent

13. Februar in Dresden

– Faschismus und Imperialismus heißt Krieg! –

Um die Zeit des 13. Februars ist Dresden jedes Jahr Anlaufpunkt verschiedenster faschistischer und rechter Organisationen.

Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 hatten britische und US-amerikanische Luftstreitkräfte die Stadt Dresden bombardiert. Mindestens 25.000 Menschen starben. Dresden war eine wichtige Garnisonsstadt und ein infrastrukturelles Zentrum für die Versorgung der Front im Osten. Auch Deportationen in die Vernichtungslager im Osten waren über die Bahnhöfe der Stadt abgewickelt worden. Die Nazis nutzten die Angriffe für ihre Propaganda, indem sie den Mythos der „unschuldigen Kunststadt“, Geschichten über angebliche Tieffliegerangriffe und völlig überhöhte Zahlen von bis zu 250.000 Todesopfern in die Welt setzten.

Diese Legenden halten sich bis heute in der Stadt. Auch an dem folgenden Wochenende werden rund um den 13. Februar Alte und Neue Nazis nach Dresden kommen, um ihre faschistische und geschichtsrevisionistische Propaganda auf die Straße zu tragen.

Dresden Wi(e)dersetzen! hat einiges an Aktionen geplant. Haltet euch auf deren Kanal am Laufenden. Am 11. Februar daher Naziaufmärsche stoppen! https://t.me/DDNF2020
12 Uhr Hauptbahnhof
12 Uhr Bahnhof Mitte
13 Uhr Sachsenplatz

Die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend Dresden veranstaltet außerdem am morgigen Samstag, am 10.02.2024 um 12 Uhr einen Stadtrundgang zur Gedenkkultur der DDR zum 13. Februar. Treffpunkt ist „die Trümmerfrau“ am Rathaus. Kommt vorbei!

Bei all diesem Aktionismus dürfen wir aber nicht vergessen, von wem die Rechtsentwicklung in diesem Land ausgeht. Es sind die bürgerlichen Parteien in den Parlamenten, die reaktionäre und volksfeindliche Gesetze erlassen und so den Weg zum Faschismus ebnen. Diese Parteien vertreten die Interessen der großen Banken und Konzerne…