Mikhail und Aleksander Kononovich, zwei politische Gefangene und Antifaschisten, die unter Hausarrest in Kiew stehen, sehen sich derzeit glaubhaften Todesdrohungen ausgesetzt. Ein Polizeibeamter bedrohte die Brüder mehrfach und verbreitete einen Mordaufruf auf Social Media inklusive der Adresse ihrer Wohnung, die sie wohlgemerkt nicht verlassen dürfen. Im gleichen Atemzug versprach er, potenzielle Täter für die Ermordung der beiden Brüder nicht zu belangen.
Es handelt sich leider nicht um einen Einzelfall, die Kononovich-Brüder sind täglich derartigen Todesdrohungen ausgesetzt. Der Aufruf stieß auf breite Resonanz bei zahllosen Faschisten, die sich seit geraumer Zeit mit Gewaltfantasien gegen die beiden Antifaschisten überschlagen. Diese feige Anstiftung zum Mord wurde nicht gestoppt, wie auch die vorherigen nicht.
Es lässt sich daraus nur schlussfolgern, dass diese von staatlicher Seite mindestens wissentlich geduldet werden. Dieser bodenlose, jeglichen rechtlichen Grundsätzen entbehrende Vorgang kann und darf von uns nicht hingenommen werden. Wir fordern vom ukrainischen Staat, die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit der Kononovich-Brüder zu gewährleisten.
Wir fordern die ukrainische Regierung, den Kiewer Bürgermeister und die Kiewer Staatsanwaltschaft und Polizeidirektion dazu auf, die skandalösen Drohungen von Polizeibeamten und Faschisten gegen die Kononovich-Brüder zu unterbinden und sie unverzüglich aus dem Hausarrest zu entlassen, der für sie zu einer Todesfalle werden könnte.
Das ungerechtfertigte Verfahren ist einzustellen. Abweichende politische Haltungen zu denen der Regierung dürfen kein Grund sein, einen nachweislich jeglicher Rechtsstaatlichkeit entbehrenden Schauprozess zu führen, der Oppositionelle kriminalisiert, die sich nicht strafbar gemacht haben.
Auf alle Fälle aber muss der akuten Bedrohung der beiden im Hausarrest befindlichen Kononovich-Brüder dringend Einhalt geboten werden. Es kann nicht sein, dass zwei Gefangene von einem Polizisten mit Veröffentlichung der Adresse zu Freiwild erklärt werden und der Staat diese und andere Todesdrohungen duldet.
Dieser Zustand ist untragbar und muss sofort beendet werden. Wir fordern alle Personen und relevanten Institutionen in Deutschland, der EU, der Ukraine und weltweit auf, die Ermordung der Kononovich-Brüder zu stoppen und sich nachdrücklich für ihre Freilassung einzusetzen!
Hier geht es zur Petition: https://www.change.org/p/freiheit-f%C3%BCr-die-kononovich-br%C3%BCder-stoppt-ihre-ermordung
Rettet die Brüder Kononowitsch!
– Ukrainische Antifaschisten warnen vor bevorstehender Ermordung –
Der Vorsitzende des Kommunistischen Jugendverbands der Ukraine, Michail Kononowitsch, und sein Bruder Alexander, ebenfalls Mitglied des Komsomol und antifaschistischer Aktivist, rufen in einer Videobotschaft aus dem ukrainischen Hausarrest dazu auf, ihre bevorstehende Ermordung zu verhindern.
Das Selenski-Regime bereitet nach Angaben der beiden Kommunisten aktiv ihre Ermordung vor. So ruft zum Beispiel ein Polizist in den sozialen Medien zur Tötung der beiden auf und ihre Adresse wird verbreitet – wohlwissend, dass sie mit Fußfesseln unter Hausarrest stehen und nicht fliehen können.
Ein Polizeibeamter im Dienst, so die beiden Brüder in ihrer Videobotschaft, könne solche Äußerungen und Aufrufe nur in der Öffentlichkeit machen, wenn es ihm die Staatsgewalt erlaubt. „Sie stellen uns offiziell außerhalb der Gesetze und machen deutlich, dass niemand für unsere Tötung bestraft werden wird. Das ist die Praxis von Nazi-Deutschland in den 1930er Jahren, als Kommunisten und Antifaschisten geächtet wurden. Das Selenski-Regime will eine Schauhinrichtung veranstalten.“
Michail und Alexander Kononowitsch waren kurz nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine unter dem falschen Vorwurf der Spionage und der „Propaganda“ verhaftet und im Gefängnis gefoltert worden. In einem Schauprozess, an dem die Brüder und stellenweise auch ihr Anwalt nicht teilnehmen durften, wurde ihnen dann eine geplante Besetzung der Kiewer Bezirksverwaltung und der Besitz von Waffen vorgeworfen – für beides konnte die Anklage keine Beweise vorlegen. Im vergangenen Dezember wurden sie überraschend in den Hausarrest entlassen, schon damals befürchteten internationale Organisationen wie der Weltbund der Demokratischen Jugend einen Anschlag auf die Brüder.
Michail und Alexander Kononowitsch appellieren an den Weltbund der Demokratischen Jugend, an die Kommunisten, an alle Linken und Antifaschisten Europas und der Welt, ihre bevorstehende Ermordung zu verhindern: „Genossinnen und Genossen, geht bitte als Protest zu den Botschaften und Konsulaten der Ukraine, den Vertretungen der Europäischen Union und der OSZE sowie anderen Behörden und internationalen Organisationen, um Mahnwachen abzuhalten – mit der Forderung an die ukrainischen Behörden, die Ermordung der Antifaschisten Kononowitsch nicht zuzulassen. Unterstützt uns bitte und lasst unsere Ermordung durch das Selenski-Regime nicht zu.“
Wir fordern Freiheit, Sicherheit und die sofortige Ausreise aus der Ukraine für die Kononowitsch-Brüder!
Hier geht es zur Petition „Freiheit für die Kononovich-Brüder! Stoppt ihre Ermordung!“: https://www.change.org/p/freiheit-f%C3%BCr-die-kononovich-br%C3%BCder-stoppt-ihre-ermordung?recruiter=false&utm_source=share_petition&utm_medium=email&utm_campaign=psf_combo_share_initial&utm_term=petition_dashboard&recruited_by_id=e60ea630-1ef3-11ee-b3d4-ef8e192cd26c
Der „Holodomor“ – Die Anerkennung einer Hungersnot in der Sowjetunion vor 90 Jahren als Genozid an Ukrainern
Zu aller Erst stellen wir mal fest, die gegenwärtige Kampagne dient nur dazu den Sozialismus und Kommunismus zu verteufeln, ihn zu diskreditieren und zu entmenschlichen. Er ist aber genau das Gegenteil. Die Alternative ist und bleibt der Sozialismus. Nicht ohne Grund lautet die gestellte Hauptfrage von Rosa Luxemburg: Sozialismus oder Barbarei? Wir durchleben gerade beispielhaft das Lehrbuch für Staatsbürgerkunde der DDR, 9. Klasse, die Militarisierung der Innen- und Außenpolitik.
Doch fangen wir einfach von vorn an. Ende 1929 stellte sich im Westen wieder einmal eine Wirtschaftskrise von erheblichem Ausmaß ein. Allein In den USA verloren binnen kürzester Zeit etwa 17 Millionen Menschen ihre Arbeit.[1] Diese Krise schwappte selbstverständlich auf andere Industriestaaten über und in Deutschland waren im Jahr 1930 44% aller gewerkschaftlich organisierten Arbeiter arbeitslos.[2] Wie viele von diesen Abermillionen ihrer Existenzgrundlage beraubten Menschen verhungerten, erfroren oder an Krankheiten zu Grunde gingen, lässt sich unschwer erahnen. Da sprechen wir mal noch gar nicht von den Toten durch Suizid.
Die Kommunistische Partei der Sowjetunion analysierte diese Erscheinungen gründlich. Sie registrierte damals ein Anwachsen des Bestrebens zu einer Neuaufteilung der Welt. Der Fokus lag wieder einmal auf Russland: Ein neuer Weltkrieg bahnte sich an.
Den krisenhaften Erscheinungen des Imperialismus stand jedoch eine erfolgreiche Entwicklung des wirtschaftlichen Wachstums der UdSSR gegenüber. Es zeigte sich, dass die sozialistische wirtschaftliche Entwicklung der Kapitalistischen überlegen war. Der durchschnittliche Jahreszuwachs der Industrieproduktion der ersten beiden Jahre des ersten Planjahrfünfts betrug jährlich 20%.[3] Den ersten Fünfjahrplan erfüllten die Maschinenbauer schon nach 3 Jahren.[4] Insgesamt haben die werktätigen Massen der UdSSR, von Enthusiasmus geprägt, den ersten Fünfjahresplan nach 4 Jahren und 3 Monaten erfüllt. Daher kamen im Westen vermehrt interventionistische Stimmungen auf. Es wurde mit allen Mitteln versucht die Erfüllung des ersten Fünfjahresplanes zu stören. Schon damals haben sie einen Wirtschaftskrieg durch Sanktionen in Handel und Finanzen vom Zaune gebrochen und das ging mit einer gigantischen Verleumdungskampagne einher. 1931 ermutigte der Westen den japanischen Militarismus die Mandschurei zu besetzen.
Während die westliche Warenproduktion einbrach, wuchs diese in der UdSSR. Importierte Russland 1913 noch 43,6% Maschinen und Anlagen, deckte die UdSSR 1937 lediglich 0,9 % ihres Maschinenbedarfs durch Importe ab. Im Jahr 1937 nahm die Sowjetunion den 2. Platz der industriellen Warenproduktion weltweit ein. In Europa hatte sie bereits sämtliche Industrienationen überflügelt und belegte den ersten Platz.[5]
Da sprechen wir über solch ehrgeizige Vorhaben wie beispielsweise den Lokomotivwerken in Lugansk, den Bohrmaschinen- und Traktorenwerken in Charkow, den Stahlwerken wie ASOW, Saporoshstahl, Kriwoiroshstahl oder dem Donezker Kohlebecken.[6] 1932 wurde am Dnepr das damals drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt in Betrieb genommen. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Ukraine industrialisiert und mit Strom versorgt.
Es war klar, dass diese gewaltige Industrialisierung zum Anwachsen des Proletariats in den Städten führte. Die Stadtbevölkerung musste mit Nahrungsmitteln versorgt werden und das war mit den herkömmlichen kleinbäuerlichen Wirtschaften bei weitem nicht mehr möglich. Bei der Planerfüllung lag die Landwirtschaft stets im Hintertreffen. Mit dem Dekret über den Boden 1917 war sämtlicher Grund und Boden in Staatseigentum überführt. Die Großbauern (Kulaken) und Junker waren enteignet. Sie besaßen den größten Teil des Agrarlandes. Nun konnten der armen Landbevölkerung, den armen- und mittleren Bauern durch die staatlichen Bodenkommissionen Agrarland zur Pacht zugewiesen werden. Man gründete Sowchosen[7] und die berühmten Maschinenausleihstationen MTS als sozialistische landwirtschaftliche Großbetriebe. Darüber hinaus sollte die Kollektivierung vorangetrieben werden. Von den etwa 25 Millionen Kleinbauern bearbeiteten 30% die Flächen noch mit Manneskraft: Pflügen, Aussaat, Ernte mit Sichel oder Sense, Dreschflegel. Auf diese Weise wurden nur 59 Mio. Tonnen Getreide eingefahren. Das lag noch unter der Getreideproduktion während der Zarenzeit.
Ende der 20er Jahre begann die revolutionäre Umgestaltung der Landwirtschaft. Die Kollektivierung führte zu einem verschärften Klassenkampf mit der Klasse der Kulaken. Der Historiker Stephan Merl schreibt diesbezüglich: „Ohne Zweifel haben die Bolschewiki in den ersten fünfzehn Jahren ihrer Herrschaft immer wieder von der ‚Ausrottung der Bourgeoisie‘ und von der ‚Liquidierung der Kulaken‘ gesprochen. Liquidiert werden sollten Bourgeoisie und Kulakentum ‚als Klassen‘, nicht aber zwangsläufig und gleichsam automatisch auch jeder einzelne Bourgeois oder Kulak. Dieser Unterschied mag geringfügig erscheinen, ignoriert werden darf er jedoch nicht.“[8]
Am 1. Februar 1930 waren 31%, Ende 1932 ungefähr 70% der Bauernhöfe (mit rund 80% der Ackerfläche) zu Kollektivwirtschaften vereinigt. Damals bestellten 200.000 Kolchosen[9] und 4.000 Sowchosen zwei Drittel der gesamten Saatfläche.[10] Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde in der Ukraine von den Komitees der Dorfarmut vorangetrieben. In diesen Komitees waren 1,5 Millionen Klein- und Mittelbauern organisiert. Ab dieser Zeit waren nicht mehr private Bauernwirtschaften, sondern die Kollektivwirtschaften die Träger der Landwirtschaft. [11]
So waren in den letzten Monaten des Jahres 1934 in der gesamten Sowjetunion dreiviertel aller Bauernwirtschaften in Kolchosen organisiert. Diese bewirtschafteten 90% der gesamten Ackerfläche. Hinzu kam eine enorme Industrialisierung der Landwirtschaft. Den Kollektivwirtschaften standen in diesem Jahr 281.000 Traktoren und 32.000 Mähdrescher zur Verfügung.[12]
Die Maßnahmen der örtlichen Sowjets und der Parteiorganisationen nahmen nicht selten, sehr restriktive Formen an. Es kann durchaus von Zwangskollektivierung gesprochen werden. So wurde in einigen Fällen Bauern der Entzug des Wahlrechts durch lokale Parteivertreter angedroht, wenn diese nicht in die Kolchosen einträten. Auch gab es eine Dekretierung von oben. Die Interessen der Bauernwirtschaften spielten partiell nur eine untergeordnete Bedeutung.[13]
Dies wiederum führte zu Unzufriedenheit und Empörung der Landbevölkerung. Die damals bereits als Klasse liquidierten Kulaken witterten Morgenluft, die alten gesellschaftlichen Verhältnisse auf dem Lande wieder herstellen zu können. Es kam zu blutigen Attentaten, Vieh wurde vergiftet, Maschinen zerstört, bewusst fehlerhaft buchgeführt und Getreide zurückgehalten. Der Kampf der Reaktion, insbesondere der Kulaken kann als einer der Hauptgründe für die Hungersnot 1931-1933 angesehen werden. Bevor Tiere vergesellschaftet werden konnten, wurden diese geschlachtet. So ging in weiten Teilen eine ganze Produktionsbasis für die Viehwirtschaft verloren. In der Folge konnten kein Schlachtvieh und andere tierische Produkte hergestellt werden. Zudem wurde Saatgut beziehungsweise die Ernte verbrannt und neu eingeführte Technik vernichtet.[14]
In einigen Fällen wiegelten Kulaken die Bauern auf, gegen die Kollektivierung Widerstand zu leisten. In einigen Regionen kam es zu bäuerlichen Protesten. Der Reaktionär Isaak Mazepa, Führer der ukrainischen nationalistischen Bewegung, schrieb:
„Zunächst kam es zu Unruhen in den Kolchosen, und übrigens wurden die kommunistischen Funktionäre und ihre Helfer getötet. Später jedoch entwickelte man ein System des passiven Widerstands mit dem Ziel systematisch die Feldbestellungs- und Erntepläne der Bolschewiki zu durchkreuzen. Überall leisteten die Bauern passiven Widerstand, aber in der Ukraine nahm er den Charakter eines nationalen Kampfes an. Die Opposition der ukrainischen Bevölkerung hat den Ablieferungsplan für 1931 zunichte gemacht, ebenfalls den Plan des Jahres 1932. Die Katastrophe von 1932 war der härteste Schlag, den die sowjetische Ukraine seit den Hungerjahren 1921-1922 einstecken musste. Die geplanten Saatzeiten scheiterten sowohl im Herbst als auch im Frühjahr. Ganze Flächen blieben brach liegen. Außerdem wurden im vorhergehenden Jahr in manchen Gegenden, vor allem im Süden, die Ernten nicht voll eingebracht. 20, 40, sogar 50 % wurden auf dem Halm gelassen, überhaupt nicht eingefahren oder beim Dreschen zerstört.“[15]
Man konnte 1930 schon von einer äußerst gefährlichen Entwicklung von Unzufriedenheit bei der Landbevölkerung sprechen. Das Bündnis zwischen der Arbeiterklasse und den Bauern war in Gefahr. Noch im Jahr 1929 und ganz am Anfang des Jahres 1930 hatten die Kollektivwirtschaften eine hohe Anziehungskraft unter den Bauern. Da den Kolchosen Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen zur Verfügung standen, kam es zu Masseneintritten in die Genossenschaften.[16] Die materielle Interessiertheit der Landbevölkerung war dadurch aber nur kurzzeitig organisiert worden, weil eine langfristige Perspektive fehlte.
Das ZK der KPdSU reagierte blitzschnell. Am 5. Januar 1930 erteilte dieses den Beschluss „Über das Tempo der Kollektivierung und die Hilfsmaßnahmen des Staates für den kollektivwirtschaftlichen Aufbau“. Dieser Beschluss sah eine längere Kollektivierungsdauer für die Ukraine bis 1932 vor. Zusätzlich wurden die Kredite an die ukrainischen Kolchosen verdoppelt. Außerdem war nur die Vergesellschaftung der wesentlichen landwirtschaftlichen Produktionsmittel vorgesehen. Bauern standen so noch eigene Bodenparzellen zur Selbstversorgung zur Verfügung. Damit sollte die Überforderung der Bauern verhindert, sowie deren Unzufriedenheit abgemildert werden.[17]
In der dritten Februardekade des Jahres 1930 führte das ZK eine Beratung mit den Leitern der Gebiets- und Regionalorganisationen der Partei der RSFSR und der Ukraine zu Fragen der Art und Weise der Kollektivierung durch. Es lagen ernsthafte Fehler des Lenin`schen Prinzips der Freiwilligkeit bei der Kollektivierung vor. Ende Februar korrigierte das ZK der KPdSU diese Politik auf der Grundlage der gesammelten Erkenntnisse. Unter der Überschrift „Vor Erfolgen von Schwindel befallen“ veröffentliche J.W. Stalin, auf Anordnung des Politbüros des ZK der KPdSU, am 2. März 1930 einen Artikel. Die Zwangsmaßnahmen wurden sofort eingestellt und Die Kollektivierung sollte an die lokale Situation vor Ort angepasst werden.[18] Die Mittel der Kollektivierung sollten Freiwilligkeit und Aufklärung der Bauern sein. Parteifunktionäre, die sich dieser Anordnung widersetzten, wurden aus dem Dienst entlassen. [19] Auf Grund dieser Ereignisse gab es nicht wenige Bauern, die aus der Kolchose wieder austraten. Man kann den Geist dieser Zeit vortrefflich in Scholochows „Neuland unterm Pflug“ nacherleben.
Der Westen hingegen hatte andere und viel tiefgreifendere Probleme mit seinen Krisen. Die Gefahr eines neuen Weltkrieges stand unmittelbar bevor und zwang die Sowjetunion mehr und mehr Ressourcen für die Landesverteidigung umzuleiten. Hinzu kamen weitere Herausforderungen. Eine Dürrekatastrophe[20], die Organisation der Produktion, die noch immer nicht gelösten Problem der materiellen Interessiertheit der Kolchosbauern, Sabotage und Probleme im Transportwesen verschärften die Lage in der Ukraine. Letzteres war dann 1935 endgültig gelöst und sicherte die Situation der Lebensmittelsicherheit der werktätigen Massen in den Städten.[21] Hinzu kam eine Typhusepidemie, welche im Nordkaukasus und in der Ukraine grassierte. Zu unterscheiden, ob die Todesursache in den einzelnen Fällen durch Hunger oder eine Typhuserkrankung erfolgte, ist nicht möglich.[22]
Es fehlten außerdem Erfahrungen in der sozialistischen Planung und Leitung, um solch gigantische Großbetriebe effizient zu bewirtschaften. Jedoch vollzog die Kollektivierung auch nicht ungeplant von statten. Anfang des Jahres 1930 beteiligten sich in der Ukraine ungefähr 275.000 Bauern an 3.977 Lehrgängen. Bereits im Herbst des Vorjahres wurden 30.000 Aktivisten von der Roten Armee ausgebildet. Diese waren 1930 wiederum für die Weiterbildung von knapp 100.000 ukrainischen Bauern verantwortlich. Die Rote Armee qualifizierte zusätzlich Traktoristen und Agrarspezialisten.[23]
Auf die Dörfer wurden Freiwillige geschickt, um die Kollektivierung zu unterstützen. Es wurde ein neues Leitungssystem der landwirtschaftlichen Produktion eingeführt. Der Arbeitstag mit regelmäßigen Arbeitsstunden wurde beschlossen, Landmaschinen wurden gewartet und Ställe für Vieh aufgebaut. Es fanden Produktionsberatungen statt und ein fachlicher Austausch zwischen Bauern und Arbeitern wurde organisiert. Ein ganz besonders wichtiger Aspekt war die Einführung der Buchhaltung. In der Folge all dieser Maßnahmen veränderten sich der Lebens- und Arbeitsstil der Bauern hin zu einer Kollektivierung. Die Arbeit der Bauern wurde 1931 durch 20.000 Organisatoren unterstützt, welche bereits Erfahrungen mit der Arbeit und dem Aufbau von Kolchosen hatten. [24]
Der Russische Botschafter in der BRD Sergej J. Natschajew beruft sich auf historische Dokumente und gibt an, dass der Hungerkatastrophe der Jahre 1932/1933 sieben Millionen Sowjetmenschen zum Opfer fielen. Davon 2,5 Millionen im Kernland und 1,5 Millionen in Kasachstan.[25] Die staatlichen Geburten- und Sterberegister der UdSSR registrierten in der SSR Ukraine in den Jahren von 1929 bis 1931 rund 496 und 493 Tausend Todesfälle bei 31 Millionen Einwohnern. Im Jahre 1932 gab es dann eine Übersterblichkeit mit 668 Tausend Todesfällen und 1933 waren es 2 104 000. Aus den registrierten Sterbefällen gehen nicht die Todesursachen hervor. Seriös könnte man etwa von 1, 3 Millionen Hungertoden in der SSR Ukraine ausgehen. Die Sowjetregierung leitete, angesichts dieser Tragödie, umfangreiche Hilfsmaßnahmen ein. Selbstverständlich ebenso für die SSR Ukraine. Jedes verlorene Menschenleben ist beklagenswert. Es kam zur Verurteilung von Verantwortungsträgern, welche grob und bewusst gegen Grundsätze der jungen Sowjetmacht verstoßen hatten.
Alle Hilfsmaßnahmen aufzuzählen, würde den Umfang dieses Artikels sprengen. Das Aufgeführte reicht aus, um sagen zu dürfen: Moskau hat nicht nur nicht versucht, die Ukraine auszuhungern, man reduzierte nicht nur immer weiter die Planvorgaben, sondern die Moskauer Zentrale bewilligte im Frühjahr und Sommer 1932 mehrmals aktiv Hilfestellungen, und zwar der Ukraine mehr als jeder anderen Republik der Union. Und das in einem Umfang, der unter normalen, bis dahin bekannten Umständen nicht nur das Überleben jedes Bauern, sondern auch die kommende Ernte hätte sichern können.
Am 4. April 1932 beschloss das Politbüro beispielsweise außerplanmäßige Saatgutlieferungen von Hafer in Höhe von 20.000 t an die Ukraine. Nur kurz darauf, am 19. April wurden 6.000 t Hirse und Buchweizen, am 23. April weitere 55.000 t Weizen aus den Exportgetreideabgaben an die Ukraine geliefert. Bereits an den Staat abgegebenes Getreide wurde der ukrainischen SSR zurückgegeben und zusätzliches Getreide aus Persien und dem fernen Osten aufgekauft.
Am 7. Februar 1933 beschloss das Politbüro, dass nun Getreideabgaben der Regionen Dnepropetrowsk und Odessa für den unmittelbaren Lebensmittelbedarf aufgewendet werden sollten. Nur neun Tage später, am 16. Februar wurde wieder der Handel zwischen Kollektivwirtschaften erlaubt.[26] Weitere vier Tage später wurden 35.000 t Saatgut, Nahrungsmittel und Viehfutter in die Ukraine geliefert.[27]
Fassen wir zusammen. Für die Entwicklung, von einem rückständigen Agrarland des Jahres 1917 zu einer weltweit führenden Industrienation, war die Umgestaltung der Landwirtschaft existentiell. Die Kollektivierung der landwirtschaftlichen Produktion führte zur Konsolidierung und Festigung des Sozialismus. Erst mit dieser konnte langfristig die Nahrungssicherheit in den Sowjetrepubliken sichergestellt werden. So konnte ab 1934 das Kartensystem für Brot und andere Lebensmittel abgeschafft und der freie Verkauf von Lebensmitteln eingeführt werden.[28]
Zugleich siegte die Kollektivwirtschaft: 1937 waren 96,1% der Bauernhöfe mit 99,7% der Anbaufläche in Kolchosen vereinigt. Der wirtschaftliche Aufschwung war verbunden mit einer Kulturrevolution. Das Analphabetentum wurde völlig beseitigt und in beträchtlichem Maße stieg die Zahl der Absolventen von Hoch- und Fachschulen, der allgemeinbildenden Schulen. Es wurden wissenschaftliche Forschungsinstitute, Bibliotheken und Theater errichtet. Die durch den Aufbau des Sozialismus eingetretenen Veränderungen fanden ihren Niederschlag in der neuen Verfassung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken von 1937.
Schauen wir in den Westen. Hier wird alles durch die Gier nach Profit geregelt. Wir hatten und haben es schon immer, mit gigantischen industriellen Landwirtschaftskonzernen zu tun. Sie plündern und verseuchen die Böden, vor allem der anderer Nationen. Monokulturen geben ihr Übriges dazu. Diese Agrarmonopolisten, verbunden mit Saatgut und Düngemittelkonzernen, scheren sich einen Dreck um Andere. Und so fallen ihnen Millionen und Abermillionen kleinbäuerlicher Existenzen zum Opfer. Niemand kümmert sich um diese Menschen. Für die von ihnen ausgelösten gewaltigen Hungerkatastrophen in Lateinamerika oder Afrika zieht sie Niemand zur Rechenschaft. Und nun sind sie auch noch dabei nach dem Schwarzerdegebiet der Ukraine zu gieren. Anders in der jungen Sowjetunion. Die Kolchosen ermöglichten es eben gerade den kleinbäuerlichen Existenzen sich einzubringen. Deren Existenzen waren niemals bedroht. Im Gegenteil, in der Sowjetunion sorgte man sich um deren materielle Interessiertheit. Die Fehler sind in der massenhaften Verletzung des Lenin`schen Prinzip der Freiwilligkeit zu suchen. Nicht Zwang, sondern geduldige Überzeugungsarbeit sind die Mittel.
Die Entscheidung des Bundestages über die Anerkennung der Hungersnot von 1931-1933 in der Ukraine war keine wissenschaftliche, sondern eine politische Entscheidung. Für die Herrschenden hat sich mit diesem Beschluss eine ideale Verknüpfung von Russenhass und Antikommunismus geboten. Mit dieser Entscheidung konnte die Militarisierung der Ukraine noch mehr untermauert werden. Der aktuelle Konflikt wird mit dem sogenannten „Befreiungskampf“ des ukrainischen Volkes gegen die Unterdrückung durch die Sowjetunion verknüpft: Opfer war stets die „freie und demokratische“ Ukraine. Damals wie heute benutzt der Russe den Hunger als Waffe. Ob nun als selbst verursachte Hungersnot oder beim Brechen des aktuellen Getreideabkommens. Gegen diese Sicht anzukämpfen ist schwer…
Abschließend ist noch ein Zitat von Grover Furr zu nennen, welches vielleicht zum Nachdenken anregt. Er schrieb:
„Russland und die Ukraine erlebten früher fast regelmäßig Hungersnöte. Die große Hungersnot von 1932/33 ereignete sich zur Zeit der Kollektivierungen. Ohne Frage starben damals mehr Menschen, als sie unter normalen Umständen gestorben wären. Aber hätte es keine Kollektivierung gegeben, wären weiter alle drei Jahre in den folgenden Jahren Menschen immer wieder bei den Hungersnöten gestorben. Die Kollektivierungen führten dazu, dass die Hungersnot von 1932/33 die letzte blieb, mit Ausnahme der Hungersnot von 1946/47, die noch schlimmer, aber eine Folge des Krieges war. […] Man muss sich mal überlegen, was mit Russland passiert wäre, wäre die Kollektivierung der Landwirtschaft nicht gewesen und falls Russland nicht sein Industrialisierungsprogramm so forciert hätte und falls die Intrigen der Opposition in den 30iger Jahren nicht zerschlagen worden wären – dann hätten die Nazis und die Japaner gesiegt.“[29]
Rainer Hesse + Maxi
Volkskorrespondenz, DKP Sachsen
Fußnoten:
[1] Ponomarjow, Boris N. u.a. (1985), Geschichte der KPdSU, 7. Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, S.402
[2] Ponomarjow, Boris N. u.a. (1985), Geschichte der KPdSU, 7. Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, S.402
[3] Ponomarjow, Boris N. u.a. (1985), Geschichte der KPdSU, 7. Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, S.396
[4] Ponomarjow, Boris N. u.a. (1985), Geschichte der KPdSU, 7. Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, S.416
[5] Ponomarjow, Boris N. u.a. (1985), Geschichte der KPdSU, 7. Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, S.416
[6] Ponomarjow, Boris N. u.a. (1985), Geschichte der KPdSU, 7. Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, S.411
[7] Sowchose: Die Sowjetwirtschaft (russ. Sowchos) ist ein sozialistischer landwirtschaftlicher Großbetrieb zur Produktion von Getreide, Fleisch, Milch, Baumwolle und sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Die Produktionsmittel und die gesamte Produktion gehören dem Staat. (aus dem Lehrbuch der politischen Ökonomie)
[8] Stefan Merl zitiert nach Kubi, Michael (2019) Zur Geschichte der Sowjetunion. Eine totalitäre Diktatur der Bürokraten?, Zeitschrift offensiv Bodenfelde S.110
[9] Kolchose: Lenins Genossenschaftsplan ging davon aus, dass unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats die Genossenschaften für die Millionen Bauern der gangbarste, begreiflichste und vorteilhafteste Weg des Übergangs von den zersplitterten Einzelwirtschaften zu großen Produktionsvereinigungen – den Kollektivwirtschaften (russ. Kolchosen) – sind. Die wichtigste ökonomische Voraussetzung für den Zusammenschluss der breiten Massen der Bauernschaft in Produktionsgenossenschaften ist die allseitige Entwicklung der sozialistischen Großindustrie, die imstande ist, auch die Landwirtschaft auf moderner technischer Basis zu reorganisieren. Die Bauernschaft muss durch Entwicklung zunächst der einfachsten Formen des Genossenschaftswesens auf dem Gebiet des Absatzes, des Einkaufs sowie des Kredits und durch allmähliche Überleitung von diesen Formen zu den Produktionsgenossenschaften (den Kollektivwirtschaften) in den sozialistischen Aufbau einbezogen werden. Der genossenschaftliche Zusammenschluss der Bauern muss sich unter strengster Einhaltung des Prinzips der Freiwilligkeit vollziehen. (aus dem Lehrbuch der Politischen Ökonomie)
[10] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.393
[11] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.389
[12] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.397
[13] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.384
[14] Martens, Ludo (1998), Stalin anders betrachtet, 3. Auflage, VZW Verlag Frankfurt am Main, S.176 f.
[15] Mazepa zitiert nach Martens, Ludo (1998), Stalin anders betrachtet, 3. Auflage, VZW Verlag Frankfurt am Main, S.177 f.
[16] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.377 f.
[17] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.382
[18] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.384
[19] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.385
[20] Florinsky zitiert nach Martens, Ludo (1998), Stalin anders betrachtet, 3. Auflage, VZW Verlag Frankfurt am Main, S.178
[21] Ponomarjow, Boris N. u.a. (1985), Geschichte der KPdSU, 7. Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, S.438
[22] Gantt zitiert nach Martens, Ludo (1998), Stalin anders betrachtet, 3. Auflage, VZW Verlag Frankfurt am Main, S.178 f.
[23] Kubi, Michael (2015) Die Sowjetdemokratie und Stalin. Theorie und Praxis in der Sowjetunion 1917-1953, Zeitschrift offensiv Hannover, S.166
[24] Kubi, Michael (2015) Die Sowjetdemokratie und Stalin. Theorie und Praxis in der Sowjetunion 1917-1953, Zeitschrift offensiv Hannover, S. 167 f.
[25] Netschajew, Sergej J. (26./27. November 2022), Absurde Faktenverdrehung. Zur Anerkennung der Hungerkrise in der Ukraine 1932/1933 als „Völkermord“. Gastbeitrag des russischen Botschafters in der Bundesrepublik, Sergej J. Netschajew, Junge Welt Nr. 276 Seite 3
[26] varjag2007su (25. November 2018): Документы свидетельствуют: Как советское правительство спасало Украину во время голодмора, (online) https://varjag2007su.livejournal.com/3264111.html (abgerufen am 12.12.2022)
[27] Martens, Ludo (1998), Stalin anders betrachtet, 3. Auflage, VZW Verlag Frankfurt am Main, S.179; varjag2007su (25. November 2018): Документы свидетельствуют: Как советское правительство спасало Украину во время голодмора, (online) https://varjag2007su.livejournal.com/3264111.html (abgerufen am 12.12.2022)
[28] ZK der KPdSU (B) (1951), Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang, 6. Auflage, Dietz Verlag Berlin, S.397
[29] Grover Furr zitiert nach Kubi, Michael (2015) Die Sowjetdemokratie und Stalin. Theorie und Praxis in der Sowjetunion 1917-1953, Zeitschrift offensiv Hannover, S.117
Erklärung des Sekretariats des Parteivorstands der DKP vom 4. März 2022: „DKP zu Hochrüstung und Krieg“
Daher sammeln wir Spenden für die Menschen im Donbass!
Die Gemeinschaft für Menschenrechte im Freistaat Sachsen e. V. (GMS) und die Friedensinitiative Dresden (FiD) wollen zur Wahrung der Menschenrechte auf der ganzen Welt beitragen.
Menschenrecht bedeutet zuallererst:
Recht auf Nahrung, Wohnung, medizinische Betreuung und Bildung.
Kriege berauben eine große Zahl von Menschen dieses Rechts.
In der gegenwärtigen Zeit wollen GMS und FiD den notleidenden Menschen in Donbass/Ostukraine helfen. Sie bitten deshalb um Spenden, die diesem Anliegen dienen sollen. Sie werden die Spenden in verantwortungsbewusster Weise nur diesem Zweck zuführen. Wir als DKP Sachsen wollen das natürlich unterstützen!
Spendenkonto
Zahlungsempfänger: GMS Gesellschaft für Menschenrechte
IBAN: DE37 8505 0300 3120 1171 52
BIC: OSDDDE81XXX
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Verwendungsvermerk: Donbass
Rückfragen bitte an die E-Mail: koeeby@web.de
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Erklärung des Sekretariats des Parteivorstands der DKP vom 25.2.2022: „Verhandeln jetzt, den Krieg stoppen!“
Am frühen Morgen des 24. Februar hat der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, den Beginn einer „militärischen Spezialoperation der Streitkräfte der RF zur Unterstützung des Donbass und zur Entmilitarisierung der Ukraine“ angekündigt. Am Abend zuvor hatten die am 21. Februar von Russland anerkannten Republiken des Donbass, die Donezker und die Lugansker Volksrepublik, im Rahmen der bestehenden Freundschaftsverträge angesichts der stärker werdenden Angriffe und Terroranschläge der ukrainischen Armee vor allem auf die Zivilbevölkerung und Infrastruktur um militärische Unterstützung gebeten.
Ab dem frühen Morgen wurden, auch mit Bodentruppen, militärische Einrichtungen der Ukraine angegriffen, während gleichzeitig die Armeen der Volksrepubliken des Donbass gegen die ukrainische Präsenz auf ihrem Staatsgebiet vorgehen.
Die Entwicklung der letzten Tage ist Teil einer Eskalation, die seit Jahren vom Westen und der NATO vorangetrieben wurde. Sie birgt die Gefahr eines Flächenbrands. Diese Eskalation muss beendet werden.
Krieg bringt Elend, Blutvergießen und Tod über die Menschen. Im Donbass leiden die Menschen seit 8 Jahren unter so einem Krieg, unter dem Beschuss von Schulen, Kindergärten, Bushaltestellen, leiden infolge der Zerstörung der Infrastruktur.
Die jetzige Situation erfordert sofortige Verhandlungen zwischen den beteiligten Parteien, also der Russischen Föderation, der Ukraine und der Lugansker und der Donezker Volksrepublik sowie den sofortigen Rückzug der ukrainischen Armee aus dem Donbass.
Die Krieg in der Ukraine und im Donbass muss beendet werden.
Putin- Bashing und inhaltsleeres „Solidarität mit der Ukraine“ greift dabei zu kurz. Schlimmer noch: Es liefert die Vorlage für weitere Militarisierung. CDU Chef Merz fordert die sofortige Aufrüstung der Bundeswehr.
Wir müssen erkennen, dass diese Eskalation ihre Ursachen hat.
Mit den NATO-Bomben auf Belgrad in den 1990er Jahren wurden zugleich die Prinzipien des Völkerrechts angegriffen. Sie wurden ersetzt durch das imperiale Faustrecht der USA und der NATO. Die Blutspur zieht sich bis heute: Der mittleren Osten, Syrien, Irak. Libyen und Afghanistan seien als Stichworte genannt.
Die derzeitige Entwicklung hat acht wesentliche Ursachen:
Erstens, den Versuch, im Rahmen der wortbrüchigen und aggressiven NATO-Osterweiterung auch die Ukraine in die EU und die NATO zu integrieren.
Zweitens, den nationalistischen Putsch in der Ukraine im Jahr 2014. Dieser fand statt unter Einbeziehung faschistischer Kräfte und mit Duldung der NATO, der EU und Deutschlands, als der Kurs der Integration der Ukraine in die EU und die NATO zu scheitern drohte.
Drittens, den (Bürger-)krieg, den die Regierung der Ukraine seit acht Jahren gegen die Menschen im Donbass führt, die sich von NATO-Integration und nationalistischem Putsch losgesagt haben.
Viertens, den Boykott der Minsker Vereinbarungen durch die Ukraine seit nunmehr sieben Jahren. Diese sahen direkte Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien – der Ukraine und den Volksrepubliken des Donbass – vor. Die Ukraine von Anfang an diese direkten Verhandlungen offen verweigert.
Fünftens, die Unterstützung dieses Boykotts von Minsk-2 durch die Garantiemächte Deutschland und Frankreich, die NATO und die USA.
Sechstens, den Umgang mit den Vorschlägen, die die Regierung der Russischen Föderation vor einigen Wochen vorlegte, um in Richtung einer Friedensordnung zu gehen, die auch Sicherheitsgarantien für Russland umfasst. Diese wurden vom sogenannten Westen vom Tisch gewischt.
Siebtens, die seit Jahrzehnten von der NATO, der EU und den führenden Imperialisten betriebene Untergrabung und Zerstörung des Völkerrechts. Wir verweisen nur auf die Beispiele Jugoslawien, Libyen, Syrien und Afghanistan.
Achtens, die vom ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenski bei der Münchner Sicherheitskonferenz angekündigte mögliche Aufhebung des Budapester Memorandums, das die Atomwaffenfreiheit der Ukraine festlegt.
Wir fordern sofortige Verhandlungen zwischen der Ukraine, den Volksrepubliken des Donbass und der Russischen Föderation als Bedingung für das Ende der kriegerischen Handlungen.
Von der Bundesregierung fordern wir:
- Abzug der Bundeswehr aus allen Ländern östlich der Bundesrepublik
- Stopp der Sanktionspolitik gegenüber Russland und den Volksrepubliken
- Schluss mit der Unterstützung der aggressiven NATO-Politik – Deutschland raus aus der NATO
- Keine politische, finanzielle und militärische Unterstützung des nationalistischen ukrainischen Regimes.
- Keine Aufrüstung der Bundeswehr, Geld für Soziales, Bildung, Gesundheit
Wir fordern alle Genossinnen und Genossen sowie Freundinnen und Freunde der DKP auf, sich an Aktionen der Friedensbewegung zu beteiligen und deutlich zu machen, dass die Ursachen der jetzigen Eskalation in der aggressiven Politik der NATO zu suchen sind.