Ein Nachwort zum 3. Oktober 1990
Eine Erinnerung an Werner Steinbergs Roman Ikebana:
Der französische Journalist einer linken Pariser Tageszeitung, eben dieser Larrotte, wird nach Deutschland entsandt um darüber zu berichten wie sich die Stimmungen in Politik und der Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg entwickeln. Dabei stößt er auf diesen Deutschen namens „Schünzel“ und beschreibt ihn so:
„Der Sieger […] er steht für alle jene, die kühl und ohne Gewissen in das Eigentum der anderen eindringen und es stehlen und danach ihr gutes Recht darauf behaupten […]. Sahen sie nicht so aus, die seinerzeit in Frankreich einmarschierten? […] Und wenn dieses Schünzels siegen, dann deshalb weil die Larrottes sie siegen lassen […]“
Solche Leute wie die „Schünzels“ ergossen sich gleich kübelweise über uns, sie raubten uns aus. Stahlen was nicht niet- und nagelfest war. Nicht nur das Volkseigentum, sondern auch das Staatliche, das Vermögen unserer Partei- und Massenorganisationen. Nicht einmal genossenschaftliches Eigentum hat man verschont. Unsere Hochschulen wechselten im wahrsten Sinne des Wortes ihre Besitzer. Akademisches Personal musste sich auf die angestammten Stellen neu bewerben und wurde selbstverständlich abgelehnt. Was ist eigentlich mit all unseren Patenten passiert? Ganz zu schweigen von den vielen persönlichen Schicksalen denen man ihre liebevoll erbauten gehegten und gepflegten kleinen Einfamilienhäuschen raubte. Die Tricks reichten von vertragswidrigen Zinserhöhungen mal gleich von 1,5% auf 12%, „Rückübertragung“ oder „unredlicher Erwerb“ waren die Schlagworte. Bei den DDR-Bürgern, bei denen es man bis heute nicht schaffte, doch immer wieder gern rechtswidrige Eigentumseintragungen in Grundbüchern. Hinzu kommt noch die Einkerkerung unzähliger DDR-Bürger und deren Repräsentanten. Man machte nicht einmal vor todkranken Halt. Berufsverbote, Einkommenskürzungen, Strafrenten wegen sogenannter „Systemnähe“ und vieles Mehr. Nach diesem Muster besetzt jede imperialistische Macht Kolonien.
Lasst sie und ihre Kollaborateure ihren dritten Oktober doch feiern. Schließlich, um es mit Steinbergs Worten zu sagen, wir haben die gewinnen lassen!
Rainer Hesse
Volkskorrespondent

