Das „blitzende Vergeltungsschwert“ sei „der glänzendste Punkt der Verteidigung“ (Carl von Clausewitz)

Zum Gedenken an die heldenhaften Verteidiger Moskaus vor 82 Jahren

Am 30. September 1941 begannen die deutschen Faschisten unter dem Namen „Taifun“ ihren Vormarsch auf die Hauptstadt der UdSSR zu forcieren. Die Einnahme Moskaus sollte die Entscheidung herbeiführen. Allerdings wurde für die faschistischen Okkupanten das Vorrücken immer schwieriger. Sie kamen langsamer voran als gedacht. Aber eben immer noch voran und das lag unter anderem an einer mangelnden Aufklärung über die wahren Absichten der Faschisten und so blieben ganze 4 Hauptstoßrichtungen der Nazis unentdeckt.

Außerdem war das Kräfteverhältnis noch immer zu Ungunsten der Sowjetarmee. Das sollte sich erst noch ändern. Die sowjetischen Streitkräfte leisteten zwar immer hartnäckigeren Widerstand mussten sich jedoch immer noch stetig zurückziehen. Durch die immer hartnäckiger werdende Verteidigung verlangsamte sich der Vormarsch der Faschisten und verschaffte wertvolle Zeit. Am 2. Oktober holten die Deutschen direkt zum Schlag gegen Moskau aus. Diese Operation endete mit ihrer Niederlage. 

Schon ab dem Juli 1941 bereitete sich die Sowjetarmee auf eine Verteidigung von Moskau vor. Nach dem Aufruf der Moskauer Parteiorganisationen der KPdSU kamen mehr als 250.000 Freiwillige aus Moskau und Umgebung um beim Aufbau einer tiefgestaffelten Verteidigung zu helfen. Die Fertigstellung gelang jedoch nicht vollständig in der gesamten Tiefe.

Noch einmal erging ein Aufruf der KPdSU an die Bevölkerung der dann 450.000 Freiwillige, vorwiegend Frauen, folgten.
Die eiligst aus dem Westen des Landes und vor allem aus dem Donezk in den sicheren Ostteil der UdSSR verlegten Industriebetriebe hatten ihre Produktion noch nicht vollständig wieder aufnehmen können.

Anfang Dezember 1941 lag das Kräfteverhältnis immer noch zu Gunsten der Faschisten. Am Mittelabschnitt der sowjetisch deutschen Front verfügten die Faschisten über 1.708.000 Mann, 1 350 Geschütze und Granatwerfer, 1 170 Panzer und 615 Flugzeuge. Den sowjetischen Verteidigern stand die Heeresgruppe Mitte unter dem Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Fedor von Bock, die 9. Armee, die Panzergruppen 3 und 4, die 4. und 2. Armee gegenüber.

Auf sowjetischer Seite waren die Kaliningrader Front unter  Generaloberst I.S. Konew, die Westfront unter Armeegeneral G.K. Schukow (er wurde nach der Sprengung der Belagerung von Leningrad zum Marschall der Sowjetunion ernannt) und die Südwestfront unter Marschall S.K. Timoschenko. Die operative Dichte der sowjetischen Verteidiger war immer noch ungenügend. Je Frontkilometer hatte die Rote Armee nur 14 bis 27 Geschütze und Granatwerfer zur Verfügung, in der Hauptstoßrichtung zwischen 37 und 52 Rohre und die Panzerdichte betrug nur zwischen 0,5 und 2 Fahrzeugen je Frontkilometer.

Eine Ausnahme bildete die 16. Armee mit mehr als 6 Panzern. Allerdings waren die Fliegerkräfte aus dem Raum Moskau mit 1.000 Flugzeugen dem Gegner überlegen. Ihnen gelang es ja dann auch die Lufthoheit wieder zu erlangen. Die Faschisten waren also in allem noch überlegen. Nach einem Aufruf der Moskauer Parteiorganisationen der KPdSU eilten 114.000 Kommunisten und 300.000 Komsomolzen den Verteidigern an der Front zu Hilfe.

Eine Initiative in den Betrieben sicherte den Soldaten eine Million Wattejacken und Tuchhosen. Die Völker der Sowjetunion leisteten in dieser schweren Zeit schier Unmögliches. Die Front betrug 1.000 Kilometer. Das Kräfteverhältnis änderte sich erst nach der Heranführung mehrere Armeen aus dem Fernen Osten, Sibirien und Mittelasien dar.

Am 3. Dezember brachte die Sowjetarmee die Faschisten an der gesamten Frontlinie zum stehen. Die Heeresgruppe Mitte musste ihre Offensivhandlungen gegen Moskau einstellen und zur Verteidigung übergehen. Deren strategischen Reserven waren aufgebraucht.

Aus der Verteidigung heraus begannen die Stoßgruppierungen der Kaliningrader- und der rechte Flügel der Westfront, nördlich und südlich von Moskau, ihre Angriffshandlungen und brachen tief in die Verteidigung der Faschisten ein. Das Oberkommando der faschistischen 4. Armee vermerkte dazu, dass man einer falschen Beurteilung des Gegners unterlag, der Gegenangriff sei in taktischer und versorgungsmäßiger Hinsicht ungünstig, weil wegen des eigenen Angriffs man auf Abwehrmaßnahmen aller Art verzichtet habe.

Das OKW hatte darauf spekuliert, dass die Sowjetarmee für eine ernstzunehmende Verteidigung zu sehr geschwächt sei und die Einnahme Moskaus noch im Jahre 41 gelänge.    
Beiderseits waren die Kämpfe verlustreich. Am 7. Dezember entwickelte sich die Gegenoffensive mit wachsendem Tempo. Aus den anfänglich, seit November, festgestellten Fehlern wurden beim sowjetischen Oberkommando und den Kriegsräten die richtigen Lehren gezogen.

Schließlich musste Hitler in seiner Weisung Nr. 39 vom 8. Dezember 1941 den Übergang zur strategischen Verteidigung festlegen. Als Grund schob er den „überraschend früh  eingebrochenen Winter im Osten“ vor. Allerdings, herrschten gerade mal 6°C unter Null und erst nach dem 7. Dezember trat mit minus 28°C strenger Frost ein. Schukow vermerkt dazu lapidar, auch die sowjetischen Soldaten hatten die gleichen Witterungsbedingungen zu meistern.

Am 11. Dezember wurde Solnrtschnogorsk befreit, am 15. Dezember Klin und am 16. Dezember hat die Rote Armee Kalinin von den faschistischen Okkupanten gesäubert. Die Heeresgruppe Nord konnte sich schließlich nicht mit den finnischen Truppen vereinigen. Die Losung war; „Vor Moskau muß die Zerschlagung des Feindes beginnen!“ Am 13. Dezember wurde in der PRAWDA offiziell die Niederlage der Deutschen Faschisten bekanntgegeben.

Die KPdSU entlarvte den Klassencharakter und das verbrecherische Wesen der ideologischen Konzeption des Faschismus. Das Wahrheitsministerium unter Goebbels reagierte prompt mit dem Verschweigen ihrer Niederlage und einer beispiellosen Zensur der Feldpost. Am Ende der Gegenoffensive schlugen die Rotarmisten die Faschisten bis zu 250 km zurück. 11.000 Ortschaften wurden gesäubert.

Als der englische Außenminister am 15. Dezember zu regulären Gesprächen in Moskau eintraf, äußerte er den Wunsch doch das nahe gelegene Frontgebiet besichtigen zu dürfen. Das wurde organisiert und so sah er wie die Deutschen bei ihrem Rückzug die von ihnen besetzten Gebiete hinterließ. Abgebrannte und gesprengte Häuser, völlig verkohlte Dörfer. Ebenso besichtige man die Stadt Kiln. Wegen des überstürzten Rückzuges konnten die Faschisten diesen Ort nicht mehr dem Erdboden gleich machen.

Das Haus des Komponisten Tschaikowskis war noch genauso wie es die Faschisten verlassen hatten. Ein Zimmer im 2. Stock wurde als Abort mißbraucht. Umgestürzte und halb verkohlte Möbel und Bücher,  herausgerissene und zerfetzte Notenblätter veranlassten Antony Eden sich mit den Worten zu äußern „Das hätten wir zu erwarten gehabt, wenn diese Deutschen auf unseren Inseln gelandet wären … Das ist regelrechter Abschaum der Menschheit“.

Und I.M. Maiski dazu „Die Hitlerfaschisten hatten auf ihre Weise eines der größten Genies in der Geschichte der Menschheit gewürdigt“. Heute haben wir die Anfänge einer Lingua cuarti Imperii.

Jedenfalls, die Gegenoffensive machte Schluß mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit der Deutschen und gab Hoffnung.

Diese Niederlage hatte Auswirkungen auf den antifaschistischen Wiederstand in den von den Nazis okkupierten Ländern. Obwohl die Deutschen Aggressoren geschlagen waren, verfügten sie noch immer über beträchtliche Mittel und Ressourcen. Sie  waren immer noch gefährlich. Die Verteidigungsanstrengungen waren gerade darum noch mehr zu intensivieren.    

Rainer Hesse
Volkskorrespondent

Quellen:

I.M. Maiski Memoiren eines sowjetischen Botschafters, Dietz Verlag Berlin 1977

I.M. Maiski (Akademiemitglied und Träger des Leninordens) war von 1932 bis 1943 Botschafter der UdSSR in London

Deutschland im zweiten Weltkrieg. Band 2, Akademieverlag Berlin
Autorenkollektiv:
Wolfgang Schumann und Karl Drechsler Akademie der Wissenschaften der DDR
Kollegium:
Walter Bartel, Lothar Berthold, Karl Drechsler, Dietrich Eichholz, Gerhard Förster, Helmut Göpfert, Olaf Groehler, Gerhardt Hass, Otto Hennicke, Heinz Kühnrich, Dieter Lange, Klaus Mammach und Wolfgang Schuhmann.

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